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Wie gut sind die Rahmenbedingungen für Startups in Salzburg?

Auch wenn Salzburg keine Technische Universität hat wie Wien und München, ist der Nährboden für Startups durch das Bündeln von Kräften alles andere als schlecht.

Der Standort spielt für Startups eine essentielle Rolle.
Der Standort spielt für Startups eine essentielle Rolle.

Wie gut sind die Rahmenbedingungen für die Gründung von Startups in Salzburg und wo liegen hier die größten Potenziale? Der Leiter der Innovationsagentur (ITG), Walter Haas, hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Wirtschaftskammer, Fachhochschule und Universität mit Startup Salzburg Strukturen geschaffen, die Leben in einen bis dahin unterentwickelten Bereich gebracht haben.

Salzburg liegt, rein die Zahlen betreffend, bei der Gründung von Startups nur vor dem Burgenland und Vorarlberg. Hat Salzburg hier noch immer Aufholbedarf? Walter Haas: Salzburg hat in den vergangenen Jahren bei den Firmengründungen Rekordwerte erreicht. Bei Startups geht es ja um wissens- und technologieintensivere Geschäftsmodelle. Wir sind in Österreich sicher einer der jüngsten Startup-Standorte, aber wir wachsen sehr stark. Seit drei Jahren haben wir die Startup-Salzburg-Initiative, die sich sehr dynamisch entwickelt. Wir haben bei der Generierung von Ideen, bei den Vorgründungsprojekten und bei den Projekten, die in den Markt gehen, jährlich deutliche Steigerungsraten.

Holen wir damit im Vergleich zu den anderen Bundesländern auch auf? Ja, wir sind ein kleinerer Standort. Wir sind nicht Wien oder München. Im Hintergrund geht es bei Startups auch sehr stark um die Universitäts- und Hochschullandschaft. Standorte mit einer Technischen Universität haben da natürlich mehr Möglichkeiten. In Salzburg haben wir aber sicher viele Potenziale, die noch zu heben sind.

Wir versuchen daher auch Leute, die erste Ideen haben, aktiv abzuholen und zu unterstützen, dass sie diese auch umsetzen. Weil wir ein kleinerer Standort sind, ist entscheidend, dass alle Partner, wie Wirtschaftskammer, Universität oder Fachhochschule oder Stadt Salzburg, eng zusammenarbeiten. Dass alle Partner ihre Netzwerke einbringen und etablierte Unternehmen und Leute mit viel Know-how mit an Bord sind. Das ist wichtig, um Prototypen zu entwickeln und erste Markterfahrungen mit einer Idee zu machen. In diesem Netzwerk entstehen viele Angebote und Services, die man so auf dem Markt nicht kaufen kann und nur durch die Kooperation zugänglich sind. Es entwickelt sich ein Ökosystem, in dem Ideen schnell gedeihen.

Sie haben Potenziale angesprochen, die es noch auszuschöpfen gilt. Welche? Zum einen versuchen wir, mit Veranstaltungen, Workshops und anderen Initiativen deutlich mehr in der Szenebildung zu machen. Da erreichen wir bis zu 1500 Leute pro Jahr, was für Salzburger Verhältnisse sicher sehr viel ist. Wir beraten inzwischen bei rasch wachsenden Zahlen jährlich rund 120 Startup-Vorhaben. Rund ein Viertel davon kommt ins Startup-Coaching-Programm, wo sie dann intensiv betreut werden. Daraus werden dann die besten ins Factory-Programm genommen. Dort bekommen die Startups neben einer Förderung einen etablierten Mentor aus der Wirtschaft. Da sind Firmen wie dm, Pappas, die Hogast oder Sony mit dabei, die sich für Startups sehr engagieren. Startups sind auch wie kleine Speedboote, die mit den großen Tankern aus der etablierten Wirtschaft gut zusammenarbeiten und sich wechselseitig befruchten. In den vergangenen drei Jahren haben wir aus diesem Programm rund 20 Startups hervorgebracht. Insgesamt betreuen wir derzeit 50 Startup-Projekte.

In welchen Bereichen gibt es in Salzburg die größten Potenziale für die Gründung eines Startups? Durch unsere Forschungsschwerpunkte im digitalen Bereich entstehen viele Startups, die digitale Technologien nutzen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und Dinge anders zu lösen als etablierte Unternehmen. Dazu gehören zum Beispiel zum Thema künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen die Firma Blumatix oder Fact AI, oder App-Entwickler, die neue Services aufbauen. Dazu gehören auch soziale Apps wie BiLLiTii oder AGRU-Systems, die das Stallklima für Rinder analysieren und optimieren (Der intelligente Kuhstall).

Wir merken zunehmend, dass auch aus dem Hochschulbereich zu den Themen Medizin und Gesundheit Spinoffs entstehen. Da haben wir noch viel Potenzial. Spannend ist auch, dass sich aus dem Bereich der Holz- und Materialforschung Projekte entwickeln. Was tut man zum Beispiel mit der bisher schwer verwertbaren Rinde? Hier hat Barkinsulation eine Lösung für die Verwendung als Isoliermaterial.

Welche wissenschaftlichen Ressourcen hat Salzburg im IT-Bereich zu bieten? Wir haben an der FH Salzburg und an der Universität Salzburg eine sehr hochwertige Ausbildung in den Computerwissenschaften, in der Geoinformatik, im Bereich angewandte Informatik oder im Smart-Building-Umfeld. Die IT-Branche ist in Salzburg ebenfalls ein Aushängeschild.

Warum sind Startups wichtig für einen Wirtschaftsstandort? Weil sie unkonventionell an Fragestellungen herangehen, neue Lösungen bringen, die nicht in klassischen Denkmustern verharren. Da entstehen neue Geschäftsmodelle, neue Produkte, neue Dienstleistungen. Startups sind die Würze eines wirtschaftlichen Standorts, weil sie Innovationen schaffen, die auch die etablierte Wirtschaft antreiben.

Was tut man, um diese Szene noch stärker zu entwickeln? Wir sind jetzt so richtig in Fahrt gekommen. Man sieht die Dynamik, dass immer mehr neue Ideen entstehen. Wir sind in den vergangenen drei Jahren aus einer intensiven Aufbauphase schon in eine gute Umsetzungsphase gekommen. Und natürlich müssen wir da stark draufbleiben.

Was uns auch freut: Es entstehen viele private Initiativen, die im Startup-Bereich Programme fortsetzen, wenn die Startups schon auf dem Markt sind. Wir sehen ein großes Interesse von Investoren. Den Startup-Demo-Day im Wifi mit mehr als 400 Teilnehmern haben wir zum Beispiel so weit aufgebaut, dass er im Westen schon ein gewisser Leuchtturm ist und nach Bayern ausstrahlt. Noch sehr viel Potenzial steckt vor allem in der Universität Salzburg.