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Visionen zur Arbeitswelt - Die Arbeit der Zukunft

Am 7. und 8.11. findet das dritte Salzburger Workvision Barcamp in Salzburg statt. Themen wie "gute" Arbeit, Work-Life-Balance und die Zukunft der Erwerbstätigkeit stehen im Mittelpunkt.

Was wird die Zukunft für die Arbeitswelt bringen und welche Rolle spielt dabei die Work-Life-Balance?
Was wird die Zukunft für die Arbeitswelt bringen und welche Rolle spielt dabei die Work-Life-Balance?

Was macht gute Arbeit aus? Wie wichtig ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance? Und wie schaffen es Unternehmen, die besten Mitarbeiter zu bekommen? Mit diesen Themen beschäftigen sich auch die Teilnehmer des dritten Salzburger Workvision Barcamps - Organisator Christian Holzer, seines Zeichens Unternehmensberater und Work-Life-Balance-Experte, stand im Interview mit den SN Rede und Antwort.

Sie sind Organisator des Workvision Barcamps - was hat Sie dazu gebracht, diese Veranstaltung aus der Taufe zu heben? Christian Holzer: Die Frage ist, welche Faktoren führen dazu, dass Menschen einen Beitrag leisten wollen und Spitzenleistungen erbringen können? Seit 2017 biete ich mit dem Workvision Barcamp genau zu dieser Fragestellung eineinhalb Tage Zeit und Raum für persönliche Zusammenkünfte. Es treffen sich Leute aus vielen Wirtschaftssegmenten, zum Beispiel aus Bildung, Wissenschaft und Kunst. Barcamp heißt, dass die meisten Beiträge von den Tagungsteilnehmern selbst kommen. Nur eine Keynote wird von mir als Organisator gestellt: Tina Heine berichtet zum heurigen Generalthema "Wie geht Kommen, um zu bleiben?".

Alle Menschen, die Lust auf Inspiration haben und keine Scheu, etwas Positives oder Unkonventionelles zu berichten, sind dabei herzlich willkommen.

Was macht in Ihren Augen "gute" Arbeit aus? "Gute" Arbeit basiert auf Work-Life-Balance, im Sinne einer hohen persönlichen Sinn- und Potenzialentfaltung. Spitzenleistungen, Vergleiche zum Sport sind da durchaus zulässig, haben ihren Ursprung in intrinsischer Motivation. Geld kann hierbei nicht mithalten. Diese Entwicklungen entsprechen der gesellschaftlichen Veränderung hin zu individueller Selbstverwirklichung.

Wobei Work-Life-Balance eigentlich ein falscher Begriff für diese Erscheinung ist, da das Trennende zwischen Arbeit und Leben eben nicht im Vordergrund steht. Es geht nicht (mehr) darum, die Arbeit möglichst schnell hinter sich zu bringen und das Glück ausschließlich im Privatleben zu genießen.

Wie lauten Ihre Tipps, um als Mitarbeiter ein gutes Arbeitsleben führen zu können? Empathie und Kommunikation sind gefordert. Emotionale Intelligenz lautet hier das Stichwort. Sich selbst kennen. Andere kennen. Das Umfeld kennen. Mit diesen drei Elementen umreiße ich emotionale Intelligenz. Das heißt wiederum: Reden Sie miteinander, führen Sie als Vorgesetzter viele Mitarbeitergespräche, binden Sie möglichst viele Mitarbeiter auf Augenhöhe in strategische Weiterentwicklungen ein - ohne den Fehler zu begehen, alle zu fragen und es jedem recht machen zu wollen.

Wie bekommen Unternehmen die besten Mitarbeiter und Führungskräfte? Cultural Fit nennt man im Recruiting das Zusammenpassen von Bewerbern und Unternehmen. Es braucht von allen Beteiligten Mut, sich immer wieder neu zu erfinden, in Bewegung zu bleiben und wirtschaftlichen Erfolg als Stabilitätsfaktor einzubringen.

Positive Arbeitgebermarken entstehen zudem nur dann, wenn Führungskräfte die Unternehmenskultur lückenlos vorleben, und Charakter, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit an den Tag legen.

Wie wichtig ist es, in einem Betrieb Sinn und Persönlichkeit entfalten zu können? Immens wichtig. Der Sinn einer Tätigkeit entsteht aus Überzeugtsein. Dazu braucht es Wertschätzung, Lob, autonomes Gestalten, den Willen zu geben und ein gutes Maß an Wohlwollen. Egal ob Mitarbeiter oder Unternehmen, wir alle haben nach Loris Malaguzzi "100 Sprachen", die wahrgenommen und gehegt werden sollten. So entsteht aus Diversität Innovation. Berührungsängste werden abgebaut.

Visionär Malaguzzi aus Oberitalien hat sich der optimalen Entwicklung von Kindern gewidmet. Diese sollten nicht länger als schwach und ohnmächtig angesehen werden. Sie bedeuten Reichtum an Wahrnehmungen, Empfindungen und Äußerungen - und sie brauchen auch Hilfe auf der Suche nach Orientierung, Einsicht und Spaß. Das alles kann eins zu eins in die Erwachsenen- beziehungsweise Arbeitswelt übertragen werden.

Wie wird die "Arbeit der Zukunft" ausschauen - welchen Part werden Maschinen hier einnehmen? Innovationen bedeuten einerseits zwar menschliche Kreativität, andererseits werden jedoch Maschinen immer leistungsfähiger. Maschinen kann man nach Belieben ein- und ausschalten, umrüsten und zusammenschalten - wobei auch da oft erhebliche Probleme auftauchen. Der Wunsch nach Berechenbarkeit und Legitimationssicherheit wird hier in jedem Fall sehr zunehmen.
Wenn wir uns an die Erkenntnisse von Aaron Antonovsky halten, werden wir Menschen gleichzeitig sehr viel Befriedigung im Erleben von Zusammenhängen finden. Das heißt: Es wird Unternehmen brauchen, in denen wir uns richtig gut aufgehoben fühlen. Diejenigen Unternehmen, die imstande sind, geistig und emotional weit aufs Meer hinauszusegeln, werden die besten Arbeitskräfte bekommen. Und das wird den Wirtschaftsmarkt zukünftig prägen.

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