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Stellen Arbeitnehmer das Geld vor die Sinnhaftigkeit?

Den Job für mehr Sinn wechseln - auch, wenn man dafür weniger verdient? Neben Philosophen widmet sich eine Studie dem Thema der Sinnhaftigkeit.

Wie wichtig ist der Sinn im Berufsleben wirklich?
Wie wichtig ist der Sinn im Berufsleben wirklich?

"Sinn in seiner Arbeit zu sehen ist sehr wichtig. Eine sinnerfüllte Arbeit ist ein starker Motivator. Auch dann, wenn die Arbeit keinen Spaß macht", sagt Harald Pichler, Leiter des Schwerpunkts "Wirtschaft. Arbeit. Sinn" am Viktor-Frankl-Zentrum in Wien.
"Zusätzlich schützt Sinnerfahrung gegen negative Auswirkungen von Stress - vorausgesetzt, man lässt sich nicht von inneren Antreibern ins Burn-out befördern. Sinnerfüllt arbeiten heißt auch: Auf sich selbst und die eigenen Grenzen achten",
erklärt Pichler. Generell gilt: Sinn ist immer individuell und kann nicht von außen "gestiftet" werden. Das bedeutet, dass die eigene Einstellung zu dieser Sinnhaftigkeit wesentlich ist. Natürlich zählen heutzutage nicht mehr nur Gehalt und Aufstiegschancen, wenn es darum geht, einen passenden Job zu ergattern. Die Work-Life-Balance und der Sinn der eigenen Tätigkeit spielen mittlerweile genauso eine Rolle, wie ein immer höher werdender Betrag auf der monatlichen Gehaltsabrechnung. Das gilt zumindest (aber wohlgemerkt nicht nur) für die jungen Generationen.

Was spornt mehr an: Sinn oder Geld?

Doch wie schaut es in den Köpfen der heimischen Arbeitnehmer wirklich aus, wenn sie sich entscheiden müssten? Mehr Sinn im Job oder doch lieber mehr Geld? Xing wollte es genauer wissen und präsentierte vor Kurzem die "Gehaltsstudie 2019". 22.000 Personen aus dem DACH-Raum wurden dafür zurate gezogen. Es stellte sich vorrangig die Frage: Wären Sie bereit, in einen neuen Job mit mehr Sinnhaftigkeit oder gesellschaftlicher Verantwortung zu wechseln, auch wenn Sie dann weniger Geld verdienen?

Deutschland:
Dabei handelt es sich wohl um eine ziemlich polarisierende Frage. Denn: Die Hälfte der 17.000 deutschen Umfrageteilnehmer antwortete mit Ja - während die andere Hälfte klar mit Nein konterte.

Österreich:
Beinahe gleich schaut das Ergebnis in Österreich aus: 49 Prozent sprechen sich für einen solchen Jobwechsel aus, 51 Prozent sind dagegen. Es lässt sich demnach auch sagen, dass jeder zweite Arbeitnehmer in Österreich für mehr Sinn im Berufsleben weniger Verdienst akzeptieren würde.

Schweiz:
In der Schweiz zeigt sich mit 62 Prozent eine vergleichsweise relativ große Wechselbereitschaft, wenn mehr Sinnhaftigkeit, aber weniger Verdienst im neuen Job winken würden.

Blickt man auf den gesamten deutschsprachigen Raum, wäre jeder Zehnte bereit, für einen Job mit gesellschaftlicher Relevanz den Arbeitsplatz zu wechseln. Ein Drittel der 36- bis 45-Jährigen im DACH-Raum legt mehr Wert auf die Sinnhaftigkeit des Berufs als auf die Bezahlung.

Die Themen Gehalt und Jobwechsel beschäftigen die Österreicher

Trotz aller (gewünschten) Hinwendung zum Sinn bei der Arbeit spielt das Gehalt bei Österreichs Arbeitnehmern dennoch eine wesentliche Rolle: So sind 46 Prozent der Österreicher mit ihrem Einkommen unzufrieden, 80 Prozent sprechen sich für Gehaltstransparenz im Unternehmen aus. Und, auch nicht verwunderlich: Vier von fünf Interviewten würden ihr Gehalt gern selbst bestimmen. Jeder Zweite möchte überdies auch beim Einkommen der Kollegen und Vorgesetzten mitbestimmen.
Generell ist man dem Jobwechsel in Österreich nicht abgeneigt: Jeder fünfte Österreicher sagte, konkret auf der Suche nach einem neuen Job zu sein. Die Hälfte der Interviewten im DACH-Raum gab an, den Arbeitsplatz in den letzten fünf Jahren gewechselt zu haben, jeder Zehnte tat dies sogar zwei Mal.
Wie wichtig ist es eigentlich für den beruflichen Erfolg, Sinn in der eigenen Tätigkeit zu sehen? Auch das ist wiederum so individuell wie eine jede Person und hängt natürlich ebenso davon ab, wie man Sinn und Erfolg für sich selbst definiert.