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Neuer Wohlfühlfaktor im Homeoffice

Die menschlichen Seiten sind durchaus attraktiv. Manche Homeoffice-User stehen erst 15 Minuten vor Arbeitsbeginn auf.

Zu Hause zu arbeiten ist für viele Menschen gemütlicher als im Büro.
Zu Hause zu arbeiten ist für viele Menschen gemütlicher als im Büro.

Eine aktuelle Poly-Befragung, durchgeführt unter 4000 Berufstätigen aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland, zeigt die menschliche Seite des modernen Arbeitslebens auf.

Gute und schlechte Angewohnheiten aus dem Homeoffice

Ganz nach dem Motto"The good, the bad and the ugly" haben sich die Menschen während der Pandemie im Homeoffice gute, aber auch schlechte Angewohnheiten antrainiert. Von einigen sollte man sich bei der Rückkehr ins Büro aber definitiv verabschieden. Andere hingegen tragen zu einer besseren Work-Life-Balance und höherer Mitarbeiterzufriedenheit bei und können gerne bleiben.

Grundsätzlich stellt die Befragung fest: Die Mehrheit der Mitarbeitenden im Homeoffice konzentriert sich auf das Wesentliche. Langwierige Morgensessions vor dem Spiegel gehören hingegen der Vergangenheit an. 57 Prozent der Befragten aus UK, Frankreich und Deutschland geben an, dass sie ihrem Äußeren im Homeoffice während der Pandemie weniger Wert beigemessen haben. Die Briten und Franzosen sind hier sogar noch etwas weniger eitel: Sie sparen nicht nur Zeit vor dem Spiegel ein, sondern geben auch erheblich weniger Geld für ihr Aussehen aus. Drei Viertel der Briten und Franzosen investieren bei regelmäßiger Arbeit im Homeoffice weniger in Kosmetikartikel wie Haargel oder Gesichtscreme. In Deutschland sind es "nur" 63 Prozent.

38 Prozent der Briten gestehen sogar, sich seit Beginn der Pandemie weniger häufig die Zähne zu putzen, in Deutschland sind es 24 Prozent. Ebenso ist der Deo-Verbrauch bei 51 Prozent der Teilnehmer aus Großbritannien zurückgegangen (Deutschland: 46 Prozent).

Wohlfühlfaktor ist nach Homeoffice wichtiger

Aufschlussreiche Ergebnisse finden sich auch bei den neuen Schlafgewohnheiten der Remote-Arbeitenden. Vor allem die Briten legen Wert auf einen ausgedehnten Schlaf - 41 Prozent stehen maximal 15 Minuten vor Arbeitsbeginn auf. Die Deutschen sind da früher dran. 29 Prozent der Befragten bequemen sich spätestens 15 Minuten, bevor der Laptop aufgeklappt wird, aus dem Bett, während der Großteil (34 Prozent) bereits 16 bis 30 Minuten wach ist.

Ein weiteres Zeichen dafür, dass der Wohlfühlfaktor an Bedeutung gewonnen hat: Ein Großteil der Arbeitnehmer (53 Prozent) arbeitet manchmal auch vom Sofa aus oder im Bett. Hier ist erneut eine deutliche geografische Tendenz zu erkennen. Während in Deutschland 21 Prozent angeben, ausschließlich vom Schreibtisch aus zu arbeiten, sind dies in UK gerade einmal zwölf und in Frankreich 16 Prozent. Die demografische Auswertung zeigt: Vor allem die über 45-Jährigen bevorzugen den Schreibtisch als alleinigen Arbeitsplatz.

Work-Life-Balance durch Homeoffice verbessert

Auch wenn die Pandemie sonst nichts Gutes hatte, die Work-Life-Balance der Arbeitnehmer aus dem Homeoffice wurde durch sie erheblich verbessert. Sport, Kochen und Hausarbeit wurden zu Standardbeschäftigungen neben Audio- und Videokonferenzen. Ganz ehrlich: Während des Gemüseschnippelns oder Wäscheaufhängens ist man durchaus in der Lage, den Kollegen zuzuhören und konstruktive Beiträge abzuliefern.

"Hybrides Arbeiten befreit Arbeitnehmer von der zeitlichen Gebundenheit des 9-to-5-Jobs. Sie bietet mehr Flexibilität für Dinge, für die sie normalerweise keine Zeit finden", kommentiert Paul Clark, Senior Vice President EMEA bei Poly, die Ergebnisse. "Mehr als drei von fünf (68 Prozent) europäischen Hybrid-Arbeitnehmern genießen zum Beispiel das Ausschlafen und stehen frühestens 30 Minuten vor Arbeitsbeginn auf, während fast ein Viertel mehr Zeit für sportliche Aktivitäten gefunden hat. Wir alle brauchen eine bessere Work-Life-Balance und es ist großartig, dass Hybrid- und Fernarbeit dies ermöglichen."

Schlechte Angewohnheiten nicht mit ins Büro nehmen

Vor der Rückkehr ins Büro sollte besser jeder seine neuen Gepflogenheiten kritisch überprüfen, sonst kann es im nächsten Präsenz-Meeting zu unangenehmen Situationen kommen. Mehr als ein Viertel der Befragten gibt an, auf entsprechende Situationen im Online-Meeting mit einem genervten Augenrollen reagiert zu haben. Auch ungehemmtes Nasebohren während der Konferenz ist eine neue Angewohnheit, die sich manche Befragten (14 Prozent) schnellstmöglich wieder abgewöhnen sollten. Vor allem die Briten scheinen sich des Öfteren über ihre Kollegen aufzuregen. 18 Prozent geben an, in der Online-Konferenz geflucht oder den Mittelfinger gezeigt zu haben. Zudem finden 49 Prozent der Briten im Homeoffice einen gelegentlichen Kater nach durchzechter Nacht nicht weiter dramatisch.

Auch kleidungstechnisch muss man sich beim regelmäßigen Bürobesuch wieder umstellen: Drei Viertel der Befragten kleideten sich bei der Arbeit aus dem Homeoffice sehr viel legerer und tragen nur Pyjamahosen oder (Achtung!) sogar keine Hosen.

Fix ist: Das Büro muss sich neu erfinden

Und das nicht zum ersten Mal. Von den frühen Schreibzimmern über die Schreibtischbatterien der ersten Großraumbüros, gefolgt von Kabinen, die jede Ablenkung abschirmen wollten, bis zur modernen Open-Space-Landschaft ohne fest zugeordnete Plätze - die Arbeitswelt spiegelt jeweils Innovation und Fortschritt sowie kulturellen und gesellschaftlichen Wandel in der Arbeitswelt. Die Geschehnisse der vergangenen 17 Monate hingegen sind beispiellos: Als Resultat der Pandemie und dank längst bestehender Technologien haben sich Arbeitskräfte weiträumig verteilt, über Länder, Städte und Dörfer. Menschen können arbeiten, wo auch immer sie die passende Umgebung finden. Ein gemeinsames physisches Büro scheint nur noch für bestimmte Aspekte der Arbeit wichtig.