Gemeinnützige GmbH AfB will noch mehr gebrauchte IT-Geräte wiederaufbereiten. Die Hälfte der Belegschaft hat eine Beeinträchtigung.

Eine Rollstuhlfahrerin stimmt im Innendienst die Abholungen ab. Sie koordiniert Fragen wie "Wie viele gebrauchte PCs, Laptops, Drucker oder Diensthandys sollen bei welchem Betrieb abgenommen werden? Welche Transporterkapazität ist notwendig und wann sollen wir die Geräte abholen?" Ein schwer sehbehinderter Kollege berät im Kundendienst private Käuferinnen und Käufer. Er weiß, welche Förderungen Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung beanspruchen können, wenn sie eines der wiederaufbereiteten Geräte erwerben.
Bei der AfB gemeinnützige GmbH (AfB - Arbeit für Menschen mit Behinderung) arbeiten aber auch sehr viele Menschen mit sozialen und psychischen Problemen. "Wir haben viele sogenannte sozial behinderte Leute, oft mit Migrationshintergrund, die mit 25 Jahren noch nie einen Arbeitsplatz gehabt haben. Oft kommen mehrere Faktoren zusammen. Bei uns lernen sie, Verantwortung zu übernehmen", schildert AfB-CSR-Verantwortliche Monika Schmied.
Auch psychisch kranke, etwa schizophrene Frauen und Männer arbeiten mit, wenn auch manche nur ein paar Stunden am Stück tätig werden können. Mitarbeitende mit und ohne Beeinträchtigung profitieren voneinander, betont Schmied. Die Hälfte der 68-köpfigen AfB-Belegschaft an den Standorten Wien und Klagenfurt hat eine Beeinträchtigung.

Jetzt sollen es noch viele zusätzliche Arbeitsplätze werden. Das Sozialunternehmen will einen zusätzlichen Österreich-Standort in Oberösterreich aufbauen. "Wir sehen in Westösterreich großes Potenzial für Wachstum und wollen unser "Social & Green IT"-Geschäftsmodell in der Region verbreiten, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu schaffen", so Kurt Essler, Geschäftsführer von AfB-Österreich.
Corona samt Homeoffice und Homeschooling bescherte dem Inklusionsunternehmen enormen Kundenzulauf. "Unsere wiederaufbereitete Hardware ist seither wahnsinnig gefragt. Vor allem Schulen sind starke Abnehmer", beschreibt Monika Schmied. Wie viele Stellen in Oberösterreich entstehen, ist offen. Im Geschäftsmodell der GmbH hängt das davon ab, wie viele Unternehmen und Einrichtungen sie als Kooperationspartner gewinnt.
Pro 2000 IT-Geräte pro Jahr, die AfB zur professionellen Datenlöschung und Wiederaufbereitung bekomme oder ankaufe, entstehe ein Arbeitsplatz für Menschen mit Beeinträchtigung. In Oberösterreich könnten binnen Jahresfrist die ersten Stellen geschaffen werden - so lange hat es zuletzt beim Kärntner Standort gedauert, wo von Anfang an der Industriekonzern Infineon und die Landesregierung kooperierten. In Klagenfurt beschäftigt die AfB 13 Personen, acht Stellen sollen demnächst dazukommen. Die 2004 im deutschen Ettlingen gegründete GmbH ist mit 500 Mitarbeitenden Europas größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen. Schon mehrere Preise würdigten sein umweltfreundliches und inklusives Geschäftsmodell.