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Nach der Karenz zurück in den Job

Kind und Beruf: Diese Bereiche zu vereinbaren ist eine Herausforderung. Gerade für junge Mütter.

Es braucht ausreichend Kinderbetreu-ungsplätze¦<strong>Peter Eder</strong>, Präsident AK Salzburg
Es braucht ausreichend Kinderbetreu-ungsplätze¦<strong>Peter Eder</strong>, Präsident AK Salzburg

Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen ist nicht leicht. Ob angestellt oder selbstständig, der Wiedereinstieg nach der Babypause birgt so manche Herausforderung - vor allem für die Mütter. Denn auch heute noch ist die Kinderbetreuung vor allem Frauensache. Das geht laut Arbeiterkammer aus der Analyse der umfassenden Datenlage zum Bezug des Kinderbetreuungsgelds hervor (Wiedereinstiegsmonitoring der AK für das Bundesland Salzburg, 2006 bis 2018).

So nehmen in acht von zehn Partnerschaften die Väter keine Kinderauszeit, das heißt, bei 83,9 Prozent der Paare ist die Mutter die alleinige Bezieherin des Kinderbetreuungsgelds. Bei 6,9 Prozent bezieht der Vater zwar Kinderbetreuungsgeld, unterbricht seine Erwerbstätigkeit aber nicht. Nur 0,8 Prozent der Väter gehen länger als sechs Monate in Karenz. Eine Kinderauszeit von drei bis sechs Monaten nehmen 0,7 Prozent, immerhin 8 Prozent unterbrechen ihre Tätigkeit für weniger als drei Monate. Doch: "Um nach der Karenz wieder gut in den Job einsteigen zu können, braucht es ausreichend Kinderbetreuungsplätze, die flächendeckend, leistbar und mit hoher Qualität ausgestattet sein müssen. Zudem ist die Väterbeteiligung wesentlich für einen guten Wiedereinstieg von Frauen", sagt Peter Eder, Präsident der Arbeiterkammer Salzburg.

Auch Andrea Kirchtag, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Frau & Arbeit, erklärt, dass fehlende Plätze in der Kinderbetreuung sowie Betreuungszeiten, die sich nicht mit dem Beruf vereinbaren lassen, oft zu den größten Herausforderungen zählen, wenn es darum geht, als junge Mutter in den Job zurückzukehren: "Mit der Regelung der Kinderbetreuung steht und fällt alles, egal ob selbstständig oder nicht."

Kind und Karriere: Herausforderung Selbstständigkeit

Kathrin G. aus Salzburg kann das nur bestätigen. Die zweifache Mutter und ihr Lebensgefährte sind beide soloselbstständig, sie als Fotografin, er in der IT-Branche. Für ihre beiden Kinder haben sie sich jeweils für das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld entschieden und sich beim Bezug abgewechselt. Für die Kinderbetreuung nahm sich G. jeweils eine Auszeit von einem Jahr, im Anschluss hängte ihr Partner zwei Monate dran. Trotzdem hieß es für die Solounternehmerin auch während ihrer Zeit zu Hause, sich stets weiterzubilden und Kundenkontakte zu pflegen, damit Aufträge nicht nachhaltig verloren gehen.

"Als Selbstständige muss man immer am Ball bleiben und kann sich so eine lange Auszeit eigentlich gar nicht erlauben", erklärt die Fotografin. Denn schon während der Babypause müssten die Projekte für danach an Land gezogen werden und manches Mal lasse sich auch nicht verhindern, dass ein Projekt direkt in diese Auszeit fällt. So steckte Kathrin G. während ihrer zweiten Schwangerschaft und auch kurz nach der Geburt noch mitten in einem Kochbuchprojekt. "Das war schon eine ziemliche Herausforderung, denn mit einem kleinen Baby ist plötzlich jede Planbarkeit dahin", erzählt die junge Mutter. Da sei es ihr sehr entgegengekommen, dass auch der Kindesvater sich seine Zeit oft frei einteilen kann. "Mein Partner war dann bei den Shootings dabei und hat sich um das Baby gekümmert, während ich fotografiert habe."

Auch nach der Babypause stellte sich die doppelte Selbstständigkeit von Kathrin G. und ihrem Lebensgefährten mehr als ein Mal als großer Vorteil heraus, "vor allem dann, wenn kurzfristig ein Problem auftritt, eines der Kinder zum Beispiel krank wird". Dann kann sich das Paar nach jeweiliger Arbeitsbelastung koordinieren, damit immer jemand für die Kinder Zeit hat. Eines darf man dabei aber nicht vergessen: "Man ist zwar verfügbar, wenn das Kind einen wirklich braucht, aber man muss die Arbeitszeit natürlich an anderer Stelle wieder irgendwie reinholen, oft ist das dann am Abend oder am Wochenende."

Voll in ihrem Beruf durchstarten konnte die Salzburger Fotografin aber trotz all der Unterstützung durch ihren Partner erst zu dem Zeitpunkt wieder, als ihre Kinder mit jeweils eineinhalb Jahren einen Betreuungsplatz in Aussicht hatten. "Ich war zu 100 Prozent abhängig von einem Platz in einer Krabbelgruppe. Erst mit der Bestätigung, dass wir diesen haben, konnte ich überhaupt wieder Projekte zusagen und Shootings planen", erzählt die junge Mutter.

Kinderbetreuung das große Um und Auf

Wie wichtig ausreichende und leistbare Kinderbetreuungsplätze mit hoher Qualität sind, hebt auch Peter Eder noch einmal hervor: "Nach wie vor fehlende Strukturen verhindern einen raschen Wiedereinstieg (ins Berufsleben, Anm.), insbesondere für Mütter. Dies hat negative Auswirkungen auf die weitere Berufslaufbahn und das Einkommen, erhöht die Armutsgefährdung und führt zu einer mangelnden eigenständigen Pensionsabsicherung." Laut AK Salzburg steigen knapp drei Viertel der Frauen mit betreuungspflichtigen Kindern in Teilzeit wieder in den Job ein, um Beruf und Familie vereinbaren zu können, da oft die nötigen Kinderbetreuungsplätze fehlen oder die Öffnungszeiten nicht mit einem höheren Erwerbsstundenausmaß vereinbar sind.

Nach wie vor fehlt es vor allem an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige. Laut einer aktuellen Studie der AK werden lediglich 24,3 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Salzburg institutionell betreut (Österreich-Schnitt: 29,1%, Wien: 44,3%). Überhaupt kein institutionelles Angebot für unter Dreijährige gibt es in 11,8 Prozent der Gemeinden. Nur 41,6 Prozent aller Betreuungseinrichtungen im Bundesland Salzburg entsprechen den VIF-Kriterien, das heißt, sind mit einem Vollzeitjob beider Eltern vereinbar. Darüber hinaus haben 36,9 Prozent der Einrichtungen zwischen 6 und 15 Wochen im Jahr geschlossen - eine Zeitspanne, die sich allein mit dem Urlaubsanspruch der Eltern kaum abfedern lässt. On top kommen oft noch hohe monatliche Kosten dazu, die die Eltern für die Betreuung ihres Nachwuchses zu berappen haben: Diese reichen von durchschnittlich 95 Euro (Kindergarten) bis zirka 300 Euro (Krabbelgruppe).

Buchtipp: Glückwunsch zum Baby, Sie sind gefeuert!



Kündigungen nach der Elternzeit, weniger Gehalt beim Wiedereinstieg, abwertende Bemerkungen bei Fehlzeiten, wenn das Kind krank ist. Die Autorinnen Sandra Runge und Karline Wenzel lassen Mütter und Väter berichten, mit welchen Schwierigkeiten sie im Job konfrontiert sind, und erklären, was sich dagegen tun lässt.