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Mein Weg: Sie macht HR zum Topthema

Claudia Krakowitzer übernahm die aufgewertete HR-Leitung bei Miele Österreich. Ihren Weg hierhin ging die erfahrene Personalmanagerin und Mutter konsequent.

Mit sechs Jahren (l.) wollte Claudia Krakowitzer Lehrerin werden, mit zwölf Rechtsanwältin – um Menschen zu helfen. Heute verantwortet sie die Personalleitung für rund 460 Beschäftigte.
Mit sechs Jahren (l.) wollte Claudia Krakowitzer Lehrerin werden, mit zwölf Rechtsanwältin – um Menschen zu helfen. Heute verantwortet sie die Personalleitung für rund 460 Beschäftigte.

Seit Jahresbeginn leitet Claudia Krakowitzer den Bereich Human Resources bei Miele Österreich - die HR wurde kürzlich neu als Teil der Geschäftsleitung etabliert. Für das aufgewertete Personalwesen gewann der Haushaltsgerätekonzern die bisherige HR-Leiterin von Mercedes-Benz Österreich. Man schätzt ihre umfangreichen Erfahrungen in den Bereichen Personaladministration, Organisationsentwicklung, Change-Management und als HR-Businesspartner. Die gebürtige Gollingerin und Mutter eines sechsjährigen Kindes sagte diesem Karrieresprung gern zu. Denn: "Meistens ist die HR nur Gast in Geschäftsleitungsrunden. Das erlebte ich bei Mercedes und bei Sony so. Hier arbeite ich strategisch in der Geschäftsführung an Personalthemen. Das fasziniert mich." Mit Krakowitzer zieht die dritte Frau in die siebenköpfige Geschäftsleitung ein. Sie verantwortet das Personalwesen für die insgesamt 467 Mitarbeitenden und leitet ein fünfköpfiges HR-Team.

Personalwesen war ursprünglich nicht geplant

Claudia Krakowitzer ist ihren Karriereweg zielstrebig gegangen und gewann dabei viel Lebenserfahrung. Die umfasst neben wertvollen Erfahrungen aus etlichen Praktika und mehreren Jobs auch Hürden, die sie als HR-Leiterin, als Frau und als Mutter genommen hat. "Stolpersteine gehören dazu", sagt die HR-Chefin. In das Personalwesen zu gehen stand ursprünglich nicht auf ihrer Wunschliste. "Meine Eltern arbeiteten als Lehrer in Golling. Natürlich wollte ich auch Lehrerin werden", schmunzelt Krakowitzer. Da sich die Eltern für Flüchtlinge engagierten, änderte sich ihr Berufswunsch, während sie zur Hauptschule ging. Rechtsanwältin sollte es jetzt sein, "um anderen Menschen zu helfen". Auch von diesem Ziel kam sie ab, als sie erfuhr, "was ein Jusstudium heißt und wie viel Wohltätigkeit im Anwaltsberuf wirklich steckt".

Wie Anwälte arbeiten, erfuhr die junge Frau dennoch: Als Praktikantin arbeitete sie ab ihrem 16. Geburtstag immer wieder für die Salzburger Anwaltskanzlei Mory/Schellhorn. "Da Gerhard Mory Flüchtlinge vertrat und Heinrich Schellhorn Wirtschaftsthemen hatte, lernte ich zwei Welten kennen. Beim Abtippen der Schriftsätze vom Diktiergerät perfektionierte ich mein Zehnfingersystem." Von den Praktika profitiere sie bis heute.

Mit Menschen arbeiten wollte Krakowitzer auf jeden Fall. Nach der Handelsakademie Salzburg studierte sie deshalb Wirtschaftspädagogik in Innsbruck. Eindrücke aus der Praxis sammelte sie stetig: Sie gab Nachhilfe in kaufmännischen Fächern, arbeitete für einen Betrieb ein Personalentwicklungskonzept aus, absolvierte ein Schulpraktikum an einer HAK und arbeitete als BFI-Trainerin für betriebswirtschaftliche Themen. Richtungsweisend sei ihr Berufspraktikum bei einem Personaldienstleister gewesen, so Krakowitzer: "Dort habe ich mich mit Organisationsentwicklung beschäftigt. Ich fuhr durch Deutschland, um Interviews in Firmen zu führen. Die dienten als Basis für Workshops für Veränderungsprozesse. Da wurde mir richtig klar, dass ich Erwachsene bilden will." Nach Tätigkeiten als Trainerin und auch kurz als Bereichsleiterin bei Diskontern stand in ihrer ersten HR-Leitungsposition eine besonders heikle berufliche Herausforderung an. "Als HR-Managerin bei Sony erlebte ich den Riesen-Personalabbau und die Trennung von 156 Mitarbeitenden. In drei Tagen habe ich über 60 Gespräche geführt. Das hat sich mir eingebrannt", so Krakowitzer.

Wechsel von Sony zu Mercedes-Benz Österreich

Da ihr Chef weitere Kündigungswellen in den Raum gestellt habe, sei sie zu Mercedes-Benz Österreich gewechselt. Musste sie dort Personal abbauen, galt es hier eine Personalabteilung aufzubauen. Acht Jahre lang hatte die HR-Leiterin ein umfangreiches Aufgabengebiet inne und berichtete als Gast der Geschäftsleitung aktuelle Themen.

Bei manchen Kollegen dachte ich nur: „Was für ein Frauenbild hat der bitte?“
Claudia Krakowitzer, HR-Leiterin Miele Österreich

"In dieser männerdominierten Branche war ich die einzige Frau in einer Führungsposition, und das auf der untersten Führungsebene. Umso mehr freut es mich, dass das bei Miele anders ist", sagt Krakowitzer heute. Manchmal habe sie sich bei Kollegen gefragt: "Was für ein Frauenbild hat der bitte?!" Etwa wenn es hieß: "Du hast es schön, kannst ja zu Mittag heimgehen." Krakowitzer war da gerade Mutter geworden und am ersten Tag nach dem Mutterschutz in Teilzeit in ihren Job zurückgekehrt. "Gearbeitet habe ich aber 50 Stunden in der Woche, weil es nötig war. Manche Kollegen glaubten, es sei die pure Freizeit, nach der Arbeit ein Baby zu betreuen." Dass sie an Telefonkonferenzen den Kinderwagen schiebend teilnahm und ihr Baby vergleichsweise wenig sah, nahm sie hin, auch wenn es emotional schwierig gewesen sei. "Mein Kind war aber bestens versorgt. Wenn man Unterstützung hat, soll man berufliche Chancen nutzen." Auch heute noch spinnen sie selbst, ihre Eltern und ihr Ex-Mann das "ausgeklügelte Betreuungskonzept" für den Sechsjährigen monatlich neu, sagt die neue Miele-HR-Chefin, die in einer Partnerschaft lebt. Sie rate Frauen mit Kindern, sich von niemandem stressen zu lassen, egal wie man sich in puncto Arbeit und Kind entscheide. Führen in Teilzeit sei eine Möglichkeit, weist sie auf die Zahlen bei Miele Österreich hin. Hier sind von den Beschäftigten 25 Prozent Frauen und in den Führungspositionen 22 Prozent.