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Mein Weg: Durchstarterin in der Autobranche

Silvia Rieger aus Salzburg leitet seit März Österreichs zweitgrößte Auto-Importorganisation. Was ihren Weg auszeichnet: Wissensdurst und Konsequenz, Offenheit und Morgensport.

Silvia Rieger ist neuer Managing Director der Stellantis-Austria-Importorganisationen. Ihren Tag beginnt sie mit Sport um fünf Uhr früh.
Silvia Rieger ist neuer Managing Director der Stellantis-Austria-Importorganisationen. Ihren Tag beginnt sie mit Sport um fünf Uhr früh.

Um fünf Uhr früh ist es in Wien noch ruhig. Da startet Silvia Rieger ihre einstündige Joggingrunde, um danach "offen in den Tag zu starten". Die gebürtige Salzburgerin startet auch in einer klassischen Männerbranche durch. Seit 2005 arbeitet Rieger bei Stellantis, einem der weltweit führenden Automobilhersteller, am Österreich-Standort in Wien. Angefangen hat die Betriebswirtschafterin damals als Marketingassistentin im Bereich Ersatzteile und sich danach konsequent höhere Positionen erarbeitet. Im März 2021 wurde sie Managing Director der neu (aus Groupe PSA und Fiat Chrysler Automobiles) zusammengeführten Stellantis Austria mit 225 Mitarbeitenden. Rieger trägt nun die Letztverantwortung für das gesamte automobile Importgeschäft der Stellantis-Gruppe in Österreich - bestehend aus der Citroën Österreich GmbH, der FCA Austria GmbH, der Opel Austria GmbH sowie der Peugeot Austria GmbH. Im Vorjahr betrug das Absatzvolumen 46.000 Fahrzeuge. Wenn Rieger um sieben Uhr morgens ihren PC im Büro oder im Homeoffice einschaltet, schaut sie als Erstes die Resultate vom Vortag an, um dann die Geschäfte zu leiten. "Wir arbeiten zwei Tage im Büro und drei Tage im Homeoffice. Darum machen wir viele Videocalls, um die Bindung zwischen den Teammitgliedern auch visuell zu schaffen", schildert Rieger die Arbeitsbedingungen unter Corona. Die neue Organisation sieht sie als Riesenchance für sich und für die Automobilgruppe.

In die Autobranche ist die 42-Jährige auch durch ihre Offenheit für verschiedene Berufsfelder gekommen. "In der Schule hatte ich einen absoluten Wissensdurst in unterschiedlichen Bereichen", erzählt Rieger, die erst in St. Michael und danach in Salzburg-Maxglan aufgewachsen ist. Einen guten Einblick in viele Themen habe ihr das damals eröffnete Bundesgymnasium Zaunergasse geboten, wo sie auch ihren heutigen Ehemann kennengelernt hat. Rieger hatte den Schwerpunkt Mathematik und Naturwissenschaften gewählt und schnell bemerkt, dass sie mit Computer, Zahlen und Marketing arbeiten möchte. Nach einem Frankreich-Jahr begann Silvia Rieger in Wien Französisch und Englisch zu studieren. Ein Ferialpraktikum als Sekretariatsaushilfe bei Sony DADC in Salzburg brachte sie auf die wirtschaftliche Bahn: "Die Geschäftsführung riet mir, internationale Betriebswirtschaft zu studieren." In den darauffolgenden Jahren schloss Rieger beide Studien ab, während sie nebenbei arbeitete - unter anderem als Phonotypistin, als Kundenbetreuerin eines Wettanbieters und als Promotorin. Rieger: "So wollte ich herausfinden, was mir liegt."

In die Autobranche kam die Uni-Absolventin über einen Sekretariatsjob bei Michelin, von dem aus sie sich für eine Stelle im Marketing für Citroën-Teile und -Zubehör bewarb. Diese Stelle war der Beginn einer steilen Karriere. War die Salzburgerin 2005 noch für Marktbeobachtung und Fakturierung zuständig, übernahm sie 2009 die Abteilungsleitung, wurde 2012 Direktor Teile der Groupe PSA und nach weiteren Karrieresprüngen 2019 PSA-Managing Director. Sie habe Möglichkeiten bekommen und ergriffen, beschreibt Rieger als jetzige Stellantis-Austria-Verantwortliche ihren Aufstieg.

Diskriminierung als Frau habe sie nie erlebt, sagt Rieger. Im Konzern zähle die Performance, so ihre Erfahrung. Sie finde es schade, dass außer im Personalwesen, Marketing oder Sekretariat so wenige Frauen in der Autoindustrie arbeiteten. Auch in dem von ihr kürzlich vorgestellten neuen Direktionsteam ist nur eines der 15 Mitglieder weiblich. Rieger rät "jeder Frau, die in die Richtung will, das zu tun. Es ist eine spannende Industrie, besonders in Hinblick auf Digitalisierung und Elektromobilität." Sie selbst fährt einen sportlichen Peugeot 508 PSE-Dienstwagen - in Wien elektrisch und mit Treibstoff bei den regelmäßigen Fahrten nach Salzburg.

Ihre alte Heimat ist ein Fixpunkt für die Managerin und ihren Mann: "Wir besuchen alle ein bis zwei Monate unsere Familien und Freunde, die noch da sind." Gesattelt wird dann auch das Mountainbike. Während Silvia Rieger beruflich stetig aufgestiegen ist, jagt sie in der Freizeit die Salzburger Berge als begeisterte Downhillerin hinunter.