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Finanzbildung: In der Schule auf das Leben vorbereitet?

Fehlende Finanzbildung und Unsicherheitsgefühle. Österreichs Jugend, ihre Situation an heimischen Schulen und das "Leben danach".

Die Arbeitswelt ist ein Bereich, der die Jugendlichen interessiert.
Die Arbeitswelt ist ein Bereich, der die Jugendlichen interessiert.

Sarah Fixl

Wie ist es um das Thema "Wirtschafts- und Finanzbildung" an Österreichs Schulen bestellt? Bereitet diese, wie oftmals behauptet, junge Menschen auf das (berufliche) Leben vor?

Das hat die Stiftung Wirtschaftsbildung mit der Jugendorganisation Youth Empowerment & Participation (YEP) unter die Lupe genommen: In ihrem aktuellen Jugendbericht wurden über 1100 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 19 Jahren befragt und in Workshops die Wirtschafts- und Finanzbildung an Österreichs Schulen diskutiert.

Der Blick in die Zukunft

Ein wichtiger Punkt des Berichts war dabei, welche Aspekte ein "gutes" Leben ausmachen. Allen voran zählt dazu das "Fehlen von Sorgen". Im Rahmen dessen steht bei den Schülern der Wunsch nach besserer Vorbereitung auf ihre Zukunft und mehr Sicherheit im Leben ganz oben. Das gilt vor allem für die Bereiche Gesundheit, Finanzen und Soziales. Die Sicherheit in eben genannten Lebensbereichen zu spüren ist für die jungen Leute die Voraussetzung für ein gutes Leben.

In Sachen schulische Vorbereitung auf eine sichere Zukunft stellen Österreichs Jugendliche kein positives Zeugnis aus: Mehr als die Hälfte fühlt sich dafür nicht gut gewappnet. Als Gründe dafür werden fehlende "Life Skills" genannt - praktische Fähigkeiten, um den Lebensalltag nach der Schule zu meistern. Unsichere Berufsvorstellungen, die gesamtgesellschaftliche Unsicherheit durch Krisen wie auch fehlende Finanzbildung an Schulen tragen zum Unsicherheitsgefühl bei. "In Anbetracht der Tatsache, dass jeder vierte Verschuldete mittlerweile unter 30 Jahren ist, ist es umso wichtiger, die realitätsnahen Aspekte der Wirtschafts- und Finanzbildung frühzeitig in der Schule gemeinsam zu erarbeiten", meint Matthias Reisinger, geschäftsführender Vorstand der Stiftung für Wirtschaftsbildung.

Geschlechterunterschied ist markant

Oftmals landen Frauen in schlecht bezahlten Berufen, der Grundstein wird häufig bereits in der Schule gelegt: "Nicht außer Acht lassen darf man die Gendergap. Während 44 Prozent der männlichen Befragten angegeben haben, sich für wirtschaftliche Themen zu interessieren, trifft dies nur auf 33 Prozent der weiblichen Jugendlichen zu", sagt Reisinger. Lerninhalte sollten daher so gestaltet werden, dass sie auch Mädchen interessieren: "Österreich kann nur davon profitieren, wenn mehr Frauen wirtschaftlich mitgestalten - vom eigenen Haushaltsbudget bis ins Vorstandszimmer."

Relevanz durch aktive Einbindung

Als Lösung des Rätsels sehen die Studienurheber, dass man mit den jungen Leuten reden muss, wie Rebekka Dober (YEP-Gründerin) überzeugt ist: "Die Gründe, warum wirtschaftliche Themen nicht als spannend wahrgenommen werden, sind der fehlende Praxisbezug und die Methode der Vermittlung - aber vor allem auch die oft fehlende Möglichkeit der Mitgestaltung."

Partizipation ist nicht nur eines der spannendsten Themen für Jugendliche, sondern hat als konkret in den Unterricht eingebautes Element auch eine aktivierende Wirkung auf Schüler, so der Bericht. Zudem bringt die aktive Teilnahme der jungen Leute den Vorteil, dass der Unterricht näher an ihre Lebensrealität rückt und somit relevanter wird. "Das gilt nicht nur für den Unterricht, sondern für alle Themen, die junge Menschen direkt betreffen: Wir müssen mit und nicht über Jugendliche reden", ist Dober überzeugt.

Was interessiert die jungen Leute?

"Die Themen, die uns aktiv betreffen, sind für uns Jugendliche am spannendsten", erklärt Amira, Schülerin einer Mittelschule. Was gehört dazu? "Sehr viele wollen zum Beispiel mehr über das Thema Berufe und Arbeitswelt lernen. Ich merke das auch in meiner Klasse: Viele meiner Mitschüler wissen nicht, welche Berufe es überhaupt gibt", sagt die 14-Jährige. Und weiter: "Die meisten wollen eine Lehre machen, aber sie wissen nicht genau, wie man sich darüber informiert. Deshalb wäre es wichtig, dass man in der Mittelschule mehr darüber lernt."

Laut Jugendbericht interessieren sich die Zehn- bis Vierzehnjährigen für die Themen "Berufe und Arbeitswelten", "Geld und Finanzierung" sowie das "Umsetzen eigener Ideen". Neben den praktisch orientierten Fähigkeiten kristallisierten sich zudem drei Kernbereiche des Interesses heraus: Persönlichkeitsbildung, Kommunikationsfähigkeit und soziale Kompetenzen.

Die Stärkung des Selbstbewusstseins, Entscheidungsfähigkeit, der Umgang mit mentaler Gesundheit und Krisen sowie Konfliktlösungsstrategien sollten aus Perspektive der Jugend zudem im Schulleben verankert werden.