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Handwerk schafft Jobs

Die Auftragslage in der Handwerksbranche ist gut. Es werden zahlreiche neue Mitarbeitende gesucht.

Unternehmer suchen nicht nur Fachkräfte, sondern auch Hilfsarbeiter und Lehrlinge.
Unternehmer suchen nicht nur Fachkräfte, sondern auch Hilfsarbeiter und Lehrlinge.

Der Wirtschaftsmotor läuft wieder. In manchen Sektoren stärker als vor März 2020, dem Beginn der Coronapandemie. Im Handwerk und im Gewerbe zeigt sich dieser positive Trend stark. Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 herrschte auch hier Unsicherheit. Innerhalb kurzer Zeit mussten viele Arbeitsabläufe verändert werden. Es galt auf einmal Masken zu tragen und Mindestabstände zu Kolleginnen und Kollegen einzuhalten. Besonders auf dem Bau machte dies anfangs das Arbeiten schwer.

Auftragslage wächst

Inzwischen hat sich vieles eingespielt. Die Auftragslage ist vor allem im Bau und im Baunebengewerbe gewachsen. Während körpernahe Dienstleister oder Messeveranstalter große Einbußen hinnehmen mussten, legten Baufirmen, aber auch Unternehmer wie Tischler, Zimmerer oder Elektriker zu. Da viel Holz in die USA und nach Asien verkauft wird, ist Holz knapp und teurer geworden. Auch die Stahlpreise sind enorm gestiegen und viele Lieferketten waren unterbrochen. Die vielen Aufträge können daher oft nur mit Verzögerung erfüllt werden. Ein weiterer Grund dafür ist, dass Handwerk und Gewerbe dringend Personal bräuchten.

Viele offene Stellen im Baugewerbe

Spartenobmann Wolfgang Hiegelsperger von der Wirtschaftskammer Salzburg konkretisiert: "Im Bau- und Baunebengewerbe suchen Salzburger Unternehmen verschiedenste Mitarbeiter. Ein Teil ist noch in Kurzarbeit und der Nachwuchs fehlt. Die Salzburger Unternehmer suchen nicht nur Fachkräfte, sondern auch Hilfsarbeiter und Lehrlinge."

Wie in ganz Österreich sind auch im Bundesland Salzburg viel mehr Stellen offen als vor dem Wirtschaftseinbruch. Laut Zahlen des Arbeitsmarktservice Salzburg (AMS) sind zwischen Juli 2019 und Juli 2021 die offenen Stellen im Produktionssektor von 1474 auf 1889 gewachsen: Dabei belegen die ersten Plätze Techniker (151 offene Stellen - um 56 mehr als 2019). Elektriker (160 Stellen - um 42 mehr als 2019) und Bauberufe (455 offene Stellen - um 37 mehr als 2019). Hinter diesen Berufen ebenfalls sehr gefragt sind unter anderem Holzverarbeitung (insgesamt 103 offene Stellen) und Hilfsberufe (159 offene Stellen).

Abseits vomn AMS ausgeschriebene Stellen

Wer in Handwerk und Gewerbe arbeiten möchte, findet nicht nur über das AMS Angebote. Viele Firmen schreiben zu besetzende Stellen nicht über das AMS aus, sondern beispielsweise über Jobportale oder mittels Inseraten. Dadurch ergibt sich ein noch größerer Stellenpool. Die Statistik Austria befragte vor Kurzem Unternehmer und kam zu dem Ergebnis, dass die Stellen am AMS nur etwa zwei Drittel der tatsächlich zu habenden Jobs ausmachen.

Zug um Zug entscheiden sich Firmen dafür, ihre Mitarbeitenden zu belohnen, wenn diese weitere Personen an Bord holen. Bei dem Salzburger Bau- und Immobilienunternehmen Hillebrand mit Sitz in Wals erhalten Mitarbeiter dafür seit Kurzem 1000 Euro Prämie. Mehr als die Hälfte der Belegschaft kam laut Firmenleitung schon bisher über die Empfehlung der Mitarbeiter ins Haus. Vor allem weil die Firma stetig wächst, sucht das Familienunternehmen mit rund 170 Beschäftigten laufend Personal. Von den mehr als ein Dutzend ausgeschriebenen Stellen sind neben wenigen Bürojobs alle im handwerklichen Bereich angesiedelt. Die Stellen reichen vom Maurer über den Polier bis zum Hochbautechniker. "Bei der Lehrlingsausbildung haben wir noch immer mit dem Image des Berufsbilds zu kämpfen, obwohl gerade mit dieser Ausbildung enorme Karrieremöglichkeiten bestehen", beschreibt Personalleiterin Andrea Auer eine Hürde. Lehrlinge könnten sich zum Polier, Bauleiter und bis zum Baumeister entwickeln.

Lehre mit Matura in Salzburg attraktiv

Laut AMS Salzburg waren im Juli 2021 insgesamt 108 Lehrstellen in Bauberufen frei, zwei Jahre davor waren es noch 79 gewesen. Bei den Elektrikern stieg die Anzahl von 39 auf 64, bei den Holzverarbeitern von 21 auf 31. "Wir wollen das Image der Lehre weiter heben. Bei Lehre mit Matura steht Salzburg besonders gut da. Zusätzliche Arbeitskräfte möchten wir verstärkt auch über die Duale Akademie lukrieren", sagt Wolfgang Hiegelsperger. Maturantinnen und Maturanten können dabei in verkürzter Lehrzeit und zu einem höheren Entgelt als dem Lehrlingsentgelt aus folgenden Berufen wählen: Großhandel, Mechatronik, Spedition, Kfz-Technik, Elektrotechnik, App-Entwicklung und Bankkaufmann/Bankkauffrau. Einige Bundesländer-WKs wollen das Ausbildungsmodell noch für viel mehr Berufe öffnen.

Schneller als erwartet ist in den Handwerksbetrieben die Digitalisierung angekommen. "Die Betriebe sahen durch Corona, wie wichtig die Digitalisierung ist", so der WKS-Branchenobmann. Genutzt wird auch die neue Möglichkeit, den Meistertitel in den Ausweis eintragen zu lassen. Hiegelsperger: "In Österreich haben Titel für viele eine besondere Bedeutung. Der Meister ist der Doktor des Handwerks." 2020 absolvierten trotz Erschwernissen durch Corona 319 Fachkräfte die Meister- und Befähigungsprüfungen. Die nächsten Meisterbriefverleihungen stehen im Oktober an.