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Frauennetzwerk: Selbst ist die Frau

Salzburgerin will Frauen in Führungspositionen mit neuem Netzwerk stärken. Besonders im Coronajahr 2020 gründeten viele Frauen. Sie stehen im Fokus.

Gründerinnen werden durch Vernetzung stärker.
Gründerinnen werden durch Vernetzung stärker.

Frauen dabei unterstützen, im Beruf ihr volles Potenzial zu entfalten. Das hat sich Verena Kemperling zur Aufgabe gemacht. Gibt es nicht schon genügend Angebote, die Frauen im Beruf fördern sollen? Nicht nach Kemperlings Ansicht. Im Gegenteil, meint sie, es gäbe viel zu wenige Frauen in Führungspositionen. Einer der Hauptgründe dafür liege an den gesellschaftlichen Traditionen in Österreich. "Wir stecken gesellschaftlich noch in den 1960er-Jahren fest. Das sehen wir an der Coronakrise. Die Frauen sind es, die neben ihrer Erwerbsarbeit auch noch das Homeschooling schultern müssen und den Haushalt ebenso", meint die Salzburger Unternehmensberaterin. Da brauche es Ermutigung und Ermächtigung, damit sich Frauen beruflich durchsetzen.

Frauen tendieren zu Einzelunternehmen

Ihr Hauptaugenmerk legt Kemperling auf Unternehmerinnen und solche, die es werden wollen. Laut Zahlen der Salzburger Wirtschaftskammer stand im Vorjahr hinter 47 Prozent der 2167 Neugründungen eine Frau. Bei den Einzelunternehmen haben die Frauen die Männer inzwischen gar überholt. Gründerinnen spricht die Unternehmensberaterin mit ihrem eben gestarteten Blog social.at an. Auf dem Blog stellt sie kostenlos Frauen aus Salzburg und ganz Österreich vor, die den Schritt in die Selbstständigkeit getan haben. Die ersten Unternehmerinnen-Interviews sind online zu finden. Um die 50 sollen es bis Jahresende sein und ständig mehr werden. "Tu es einfach, wenn du einen Traum hast", ist laut Kemperling der Tenor der bisher befragten heimischen Gründerinnen. Im von Lockdowns geprägten Jahr 2020 haben viele Frauen mehr auf sich selbst fokussiert - und ihr eigenes Unternehmen gegründet.

Bild: SN/privat
Vernetzung und Zykluswissen sind Gamechanger für Frauen.
Verena Kemperling, social.at

Oft stieß solch eine Absicht auf Gegenrede im Familien- und Freundeskreis, berichten Junggründerinnen. Sie mussten sich skeptischen Fragen wie diesen stellen: "Bist du wahnsinnig? Du hast Kinder. Wie kannst du mitten in einer Pandemie ein Unternehmen gründen?" Auch in Kemperlings Umfeld gab es Sorge, als sich die Alleinerzieherin zweier Kinder zu Jahresbeginn 2021 als Unternehmensberaterin für Social Media und Brand Empowerment selbstständig machte - nach Wirtschaftsstudium, 15 Jahren Marketingtätigkeit bei einem großen Autohersteller und der Arbeit in zwei Marketingagenturen.

Was sie an ihr Unterfangen glauben lässt?

"Weibliche Führungskräfte und Unternehmerinnen führen auf ihre eigene Art und haben Stärken, die wahnsinnig gewinnbringend sind, etwa eine unglaubliche Willenskraft", so Kemperling. Damit meint sie nicht nur sich selbst, sondern auch die Frauen, die sie auf ihrer Plattform vernetzen will. Die ersten Versuche stellten die Teilnehmerinnen zufrieden. Ein Gründerin-Interview wurde auf Verena Kemperlings eigene und auf die Social-Media-Kanäle der Gründerin gespielt und erreichte rund 15.000 Personen. In Männerkreisen und -netzwerken sei das gegenseitige Fördern viel selbstverständlicher als in Frauenkreisen, meint Kemperling im Rückblick auf ihre Tätigkeit in männerdominierten Jobs. "Man leuchtet selbst nicht weniger, wenn man jemanden glänzen lässt", lautet daher ihr Appell an unternehmerisch denkende Frauen, sich gegenseitig zu unterstützen. Deshalb seien die Präsentationen von Frauem auf ihrem Blog kostenlos zu bekommen.

Weibliches Zykluswissen interessiert

Mit ihrem Angebot punktet die Salzburgerin bereits. Ein Linzer Unternehmen mit mehr als 100 Frauen in der Belegschaft buchte umgehend eine "Female Leadership Online Session". In dem Workshop geht es auch um die Menstruation. Das weibliche Zykluswissen mache Frauen stark, betont Kemperling und erklärt: "Frauen arbeiten oft gegen ihren Zyklus. Viele pushen sich am Ende des Zyklus mit Kaffee gegen ihre Müdigkeit. Das Hoch vor dem Eisprung nutzen sie dagegen nicht." Wer wisse, wann voller Einsatz und wann Ruhephasen gut seien, treffe bessere Entscheidungen. Das Zykluswissen sei ein "Gamechanger". Kemperling: "Wenn wir Frauen das schon mit 16 wüssten, täten wir uns im Beruf viel leichter."