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Flexible Arbeitszeiten - Welche Zeitmodelle gibt es?

In Österreich wird seit Jahren über mehr Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeiteinteilung diskutiert. Welche Modelle sich in anderen Ländern durchgesetzt haben und welche Vor- und Nachteile diese mit sich bringen, erfahren Sie hier.

Es gibt unterschiedliche Modelle zur flexiblen Arbeitszeit. Vor allem im Norden wird viel mit Zeitmodellen experimentiert.
Es gibt unterschiedliche Modelle zur flexiblen Arbeitszeit. Vor allem im Norden wird viel mit Zeitmodellen experimentiert.

Eine Umfrage der WKO aus dem Jahr 2016 hat ergeben, dass sich rund 73% der ArbeitnehmerInnen mehr Flexibilität wünschen. Doch was bedeutet mehr Flexibilität in der Arbeitswelt und welche Formen gibt es?

Flexibilisierung der Arbeitszeit

Österreichische ArbeitnehmerInnen arbeiten im Durchschnitt 41,5 Stunden pro Woche. Damit befinden sich die ÖsterreicherInnen in den Top 3 Ländern im europäischen Vergleich. ÖsterreicherInnen arbeiten bereits durchaus flexibel und sind bereit, je nach Auftragslage, Mehrstunden zu leisten. Doch 52 Millionen unbezahlte Überstunden (Stand 2015; arbeiterkammer.at) lassen vor allem die ArbeitnehmerInnen daran zweifeln, dass Unternehmen sowie Mitarbeiter Vorteile aus einem flexiblen Modell ziehen.

Das Thema rund um eine Flexibilisierung der Arbeitszeit gibt es in Österreich schon lange. Seitdem die Normalarbeitszeit von 8 auf 10 Stunden am Tag angehoben wurde und die Höchstarbeitszeit von 10 auf 12 Stunden, ist das Thema wieder in aller Munde.

Diese flexiblen Modelle gibt es in Österreich bereits:

Gleitzeit

Bei der Gleitzeit ist es den ArbeitnehmerInnen freigestellt, den Beginn und das Ende der täglichen Arbeitszeit selbst zu bestimmen. Meist wird von Unternehmen ein Rahmen festgelegt, in welchem die ArbeitnehmerInnen kommen und gehen können. Vor allem bei Frauen ist das Gleizeitmodell sehr beliebt. Das Modell passt sich an die eigenen Arbeitszeitbedürfnisse an und lässt mehr Flexibilität in der Freizeitgestaltung zu. Kritik erntet das Arbeitszeitmodell aber vor allem dadurch, dass bei einem Gleitzeitmodell die Mehrstunden nicht oder unvollständig abgegolten werden.

Schwankende Arbeitszeit/ Schichtarbeit

Schwankende Arbeitszeiten und Schichtarbeit stoßen bei junge ArbeitnehmerInnen auf mehr Zuspruch als bei älteren MitarbeiterInnen. Als Grund werden vor allem die gesundheitlichen Auswirkungen sowie die schlechte Planbarkeit bei schwankenden Arbeitszeiten genannt.

Home Office

Einige Unternehmen bieten die Möglichkeit, einen Teil der Arbeitszeit außerhalb des Büros zu leisten. In dieser Zeit kann von zu Hause aus gearbeitet werden. Wie es dabei mit der Aufzeichnung der Arbeitszeiten aussieht, der Erreichbarkeit etc. muss mit dem Chef abgesprochen werden.

Teilzeitarbeit

Auch die Teilzeitarbeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell. Je nach Absprache mit dem Unternehmen, kann die vereinbarte Arbeitszeit z.B. über die ganze Woche verteilt geleistet werden oder an wenigen Tagen. Dieses Modell ist nicht nur bei StudentInnen oder Personen mit Familie beliebt. Für viele hat mehr freie Zeit mittlerweile einen höheren Stellenwert als ein hohes Einkommen. Für Unternehmen ist eine Vielzahl an TeilzeitarbeiterInnen oft organisatorisch eine große Herausforderung, daher muss die Möglichkeit einer Teilzeitarbeit vorab abgeklärt werden.

Sabbatical

Ein Jahr oder mehrere Monate Auszeit klingt gut, aber wie funktioniert das Arbeitszeitmodell Sabbatical? Den Ursprung hat dieses in den USA, wo vor allem Professoren ein Jahr Auszeit nahmen um Forschungen nachzugehen oder sich weiterbilden zu lassen. Heute können vor allem Angestellte aus dem öffentlichen Dienst eine Auszeit nehmen. Dabei wird zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbart, wie diese Auszeit finanziert wird. Eine Variante wäre, dass der Arbeitnehmer über einen vordefinierten Zeitraum nur einen Teil des Gehalts ausbezahlt bekommt und in dem Jahr der Auszeit den Rest. Eine weitere Option sieht die Ansammlung von Überstunden vor, die während der Auszeit dann aufgebraucht werden.

Flexible Arbeitszeitmodelle im Ausland

Im Ausland wird viel mit alternativen Arbeitszeitmodellen experimentiert und einige Unternehmen sehen große Vorteile in Modelle wie z.B. die 4-Tage-Woche.

Hier ein paar Beispiele aus dem Ausland:

In Skandinavien werden Arbeitszeitmodelle getestet

Vor allem im hohen Norden setzt man stark auf die Bedürfnisse der ArbeitnehmerInnen sowie die flexible und individuelle Zeiteinteilung. Einige Studien belegen, dass eine Reduktion der Arbeitszeit pro Tag, bzw. eine Reduzierung an Arbeitstagen pro Woche, einen positiven Effekt auf die Produktivität der Mitarbeiter hat. Neben der steigenden Motivation der Mitarbeiter, präsentiert sich auch das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber. In Schweden wurde erst kürzlich der 6-Stunden-Tag getestet. In vielen Branchen hat sich das Modell während der Testphase erfolgreich durchgesetzt. Diverse Branchen meldeten einen gestiegenen Umsatz seit der Umstellung auf den 6-Stunden-Tag. Im öffentlichen Sektor wurde das Projekt jedoch nach zwei Jahren beendet, da die Kosten viel zu hoch waren. Durch die 6-Stunden-Woche mussten mehr Personen eingestellt werden und da das Projekt keine Verringerung des Lohns vorsah, schellten die Kosten auf über eine Million Euro.

In Schweden und Finnland gibt es keine Höchstgrenze an Arbeitsstunden pro Tag oder Woche. Nur die Pausenzeiten sind gesetzlich geregelt. Während sich einige bei dem Gedanken die Hand auf den Kopf schlagen, sehen viele einen großen Vorteil darin, nicht aufgrund der gesetzlichen Lage die Arbeit ruhen lassen zu müssen. Je nach Auftragslage kann so einmal mehr gearbeitet werden und bei ruhigeren Zeiten weniger, sodass sich die "Leerzeiten" minimieren.

4-Tage-Woche in den USA

In den USA profitieren einige Unternehmen von einer 4-Tage-Woche. So geben die Unternehmen an, dass in den 4 Tagen bessere Arbeit geleistet wird als an 5 Tagen. Diverse Studien belegen auch, dass die Krankenstände bei einer 4-Tage-Woche merklich zurückgehen. Durch die Work-Life-Balance sind die MitarbeiterInnen deutlich zufriedener, konzentrierter und motivierter und bringen in den 4 Tagen mehr Energie in die Arbeit ein.

Damit ein Unternehmen durch einen freien Tag in der Woche keinen Nachteil gegenüber der Konkurrenz hat, teilen Firmen ihre MitarbeiterInnen in zwei Teams auf. Dabei arbeitet ein Team Montag bis Donnerstag und ein Team Dienstag bis Freitag.

Arbeitszeit und Arbeitstage verkürzen

Basierend auf der 4-Tage-Woche gibt es unterschiedliche Ansätze, wie die Arbeitszeit verteilt wird. So gibt es weltweit Unternehmen, die auf die 4-Tage-Woche schwören und dabei die maximale Normalarbeitszeit (z.B. 40 Stunde/Woche) beibehalten. Das heißt, um die 4-Tage-Woche in Anspruch zu nehmen, müssen die MitarbeiterInnen an diesen Tagen länger als üblich arbeiten. Andere Unternehmen, so auch vereinzelt in Österreich, reduzieren die Stunden auf z.B. 36 Stunden pro Woche und passen so die Arbeitszeit bis zu einem gewissen Grad an die 4-Tage-Woche an.

Welchen Einfluss die Arbeitszeitmodelle auf den monatlichen Lohn haben, muss individuell geklärt werden. So versuchen manche Unternehmen trotz der reduzierten Stunden bzw. Arbeitstage den Lohn beizubehalten. Da dies jedoch mit hohen Kosten verbunden ist, klären einige Unternehmen vorab mit den ArbeitnehmerInnen ab, ob diese mit einer verbesserten Work-Life-Balance auf einer Seite, jedoch einer Reduzierung des Lohns auf der anderen Seite, einverstanden sind.

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