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Erst der Lehrberuf, dann das Studium

Nach Matura und Lehre zur Verlagskauffrau studierte Aline Halhuber-Ahlmann Politikwissenschaft. Seit 25 Jahren leitet sie das Frauengesundheitszentrum Salzburg.

Aline Halhuber-Ahlmann nutzt ihren Garten gerne für das Homeoffice.
Aline Halhuber-Ahlmann nutzt ihren Garten gerne für das Homeoffice.

Zahlreiche Erfahrungen, die Aline Halhuber-Ahlmann heute in ihrer Arbeit als Geschäftsführerin des Salzburger Frauengesundheitszentrums (FGZ) gut gebrauchen kann, hat sie während ihrer Ausbildungen gesammelt. Sowohl als Lehrling im Verlagswesen als auch als Studentin der Politikwissenschaft. Dass sie einmal in ihrem Traumjob im Frauengesundheitszentrum landen würde, den sie seit ziemlich genau einem Vierteljahrhundert ausübt, stand anfangs nicht auf dem Plan. An Frauenthemen war sie jedoch immer schon interessiert.

Schlüsselerlebnis

Ausschlaggebend dafür, sich damit verstärkt auseinanderzusetzen, war ein Erlebnis in ihrer Lehrzeit als Verlagskauffrau. "Wir waren mehrere Lehrlinge, Burschen wie Mädchen, als es damals darum ging, dass wir Schreibmaschinenschreiben lernen sollten. Da sagte einer der Burschen: ,Also Tippen brauche ich bestimmt nicht zu lernen, denn ich werde eh einmal eine Sekretärin haben.' Womit er gleichzeitig zum Ausdruck brachte, dass die Sekretärin, also Untergebene, aus unserer Mädchenriege kommen würde. Diese Betrachtungsweise wollte ich schon damals nicht akzeptieren."

Mehrmals in Berufe schnuppern

Wie beurteilt sie als Spezialistin für Frauengesundheit, dass sich viele Mädchen für gering bezahlte Lehrberufe wie Friseurin oder Verkäuferin interessieren und weniger für die besser entlohnten technischen Berufe? "Im kaufmännischen Bereich rate ich dazu, durchzubeißen. Anderweitig orientieren kann man sich später immer noch. Bei technischen Berufen ist es gut, mehrmals zu schnuppern, denn da fehlt es oft an Fantasie bzw. am Wissen, dass sie auch mit Menschen zu tun haben. Ich habe gelernt, dass es in technischen Abteilungen viel soziale Kompetenz braucht, um Abläufe zu verbessern. Das Berufsbild Friseurin erscheint Mädchen so attraktiv, weil sie sich darunter etwas konkret vorstellen können. Sie entsprechen so dem traditionellen Rollenbild und bringen sich selbst nicht in Konflikt mit dem, was von ihnen erwartet wird."

Schwierige Entscheidung

Sich selbst bezeichnet Aline Halhuber-Ahlmann als "umfassend mäßig begabt. Ich war überall etwas talentiert, aber hatte in keinem speziellen Bereich eine herausragende Begabung. Ich hatte gerade am mathematischen Gymnasium in Innsbruck maturiert und war für alles zu interessieren. Deshalb fiel es mir schwer, mich zu entscheiden, was ich wollte", erklärt die gebürtige Innsbruckerin. Ursprünglich wollte sie Psychologie studieren, doch mit der Bemerkung "Nicht noch eine!" hatte der Mann ihrer Schwester abgewinkt. "Er meinte, besser ich lernte zuerst einen kaufmännischen Beruf. Weil ich mich für Bücher interessierte, fiel die Wahl auf Verlagskauffrau, Sparte Buch."

"Die Lehre zeigte mir den Wert von Respekt und Wertschätzung." Aline Halhuber-Ahlmann

Gelernt hat sie im Bertelsmann-Verlag in Gütersloh, Nordrhein-Westfalen. "Wir hatten gehört, dass dieser Verlag die beste Ausbildung der Branche bietet, mit einer eigenen Berufsschule", erinnert sie sich. In ihrer Familie wurde Bildung, etwas zu lernen, stets als hohes Gut betrachtet. "Meine Mutter sagte immer: ,Egal wohin es dich einmal verschlägt und unter welchen Umständen, eine Ausbildung kann dir niemand nehmen.'"

Stationen der Lehre

Sie lernte alles, was mit Herstellung, Produktion, Verkauf, Marketing, Lizenzen und Rechten rund um das Produkt Buch zu tun hatte, Lektorat und Druck waren ebenso dabei. "Meine Lehre beinhaltete alles, vom Einschicken eines Manuskripts über die Vertragserstellung bis hin zu den Lizenzen für den Fall, dass es verfilmt wird. Am wichtigsten war der Vertrieb", schildert sie. Alle drei Monate durchlief sie eine andere Abteilung, auch an den verschiedenen Standorten in Deutschland, und hatte stets wechselnde Persönlichkeiten als Vorgesetzte. "Manchmal war es für mich nicht ganz einfach, als Maturantin und bereits etwas älter. Aber es waren tolle Ausbildner dabei."

Respekt für alle im Unternehmen

Aus dieser Zeit hat sie vor allem den Respekt und die Wertschätzung für alle im Unternehmen mitgenommen sowie die Erfahrung, dass alle Menschen gleich wichtig sind. "Ein so großer Betrieb funktioniert nur, wenn alle auf Augenhöhe betrachtet werden, wo die Reinigungskraft genauso wichtig ist wie der Pförtner oder ein Abteilungsleiter. Wenn alle ihre Aufgabe gewissenhaft erledigen, bis hinunter ins letzte Glied, dann passt alles. Wenn nicht, dann nur mit hohen Verlusten", betont Halhuber-Ahlmann. Fatal ist, wenn jemand die Lust an seiner Aufgabe verliert, demotiviert ist oder dadurch krank wird, dann kommt Sand ins Getriebe des fein abgestimmten Räderwerks.

Recherchen zum Thema Frauenförderung

Nicht erfolgreich war sie im Bereich Buchhaltung. "Ich verstehe etwas von Geld, aber mit Zahlen habe ich Probleme", gibt sie zu. Den Lehrabschluss hat sie dennoch geschafft, wusste aber bereits, dass sie anschließend studieren wollte. "Das wurde mir durch die Lehre noch deutlicher klar." Sie wollte ihr Wissen im Verlagswesen vertiefen und hat sich an der Universität Salzburg eingeschrieben, mit dem Hauptfach Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft im Nebenfach. "Nach zwei Semestern habe ich jedoch gewechselt, weil ich Politikwissenschaft so spannend fand. Ich konnte so viel lernen und in die Tiefe gehen, es bot mir enorm viel Substanz", ist sie heute noch ganz begeistert. Nach dem Studium landete sie kurze Zeit im Journalismus, zuvor hatte sie etliche Praktika bei diversen Medien - unter anderem bei den "Salzburger Nachrichten" - absolviert. Ein Management-Magazin schickte sie durch ganz Deutschland, um zum Thema Frauenförderung zu recherchieren. "Erschütternd dabei fand ich, wie geringschätzig die Ressource Frauen betrachtet wurde. Sie wurden immer als potenzielles Risiko angesehen."

Erster Traumjob

Beruflich wollte sie sich in Richtung Unternehmensberatung orientieren. "Ich war überzeugt, mit der Qualifikation im Bereich Frauenförderung hätte ich große Chancen, aber das hat niemanden interessiert." So wurde sie Pressesprecherin der Universität Salzburg, im ersten Traumjob, wie sie sagt. Nach einiger Zeit in Wien an der Wirtschaftsuniversität kam sie wieder nach Salzburg zurück, wo das Frauengesundheitszentrum Salzburg sie mit offenen Armen aufnahm.