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Ein grüner Beruf mit Zukunft in Entsorgung und Recycling

Elisabeth Struber hat in der Müllentsorgungsbranche eine Lehre gemacht, die viele noch nicht kennen. Ihr Job ist zukunftsfit.

Plastik wird wieder zu Plastik, beschreibt die Entsorgungs- und Recyclingfachfrau.
Plastik wird wieder zu Plastik, beschreibt die Entsorgungs- und Recyclingfachfrau.

Natürlich hat Elisabeth Struber aus Kuchl den Lkw-Führerschein gemacht. Somit könnte auch sie die tonnenschweren Lastwagen fahren, die sie täglich disponiert.

Könnte, denn größtenteils findet ihr Arbeitstag im Büro statt. Von den dortigen Fenstern aus hat sie im Blick, welche Lkw auf das Firmengelände kommen. Diese müssen zunächst auf die Waage. Die im Boden eingebaute Messvorrichtung gibt Elisabeth Struber im Büro bekannt, wie viel Kilogramm Müll jeder Fahrer anliefert. Sie weiß, ob es um Sperrmüll geht, Plastikflaschen, Grünabfälle oder Hausmüll und auf welches Areal am Gelände dieser gehört.

Mehr Stoffe im Kreislauf

"Wir sind die Müllabfuhr der Gemeinde Kuchl, nehmen den Hausmüll der Stadt Hallein an und auch Abfälle von Firmen und Privatleuten. Auch die Recyclinghöfe der benachbarten Gemeinden liefern ihr Sammelgut zu uns", schildert die junge Frau. Sie arbeitet in einer Zukunftsbranche. Müll wird nicht weniger werden, im Gegenteil. Auch werden höhere Sammlungs- und Recyclingquoten verordnet werden, um mehr Rohstoffe im Kreislauf zu behalten. Entsorgung und Recycling nehmen also an Bedeutung zu.

Beide Begriffe stehen in Elisabeth Strubers Berufsbezeichnung. Als eine von nur sehr wenigen jungen Leuten in Österreich hat sie die Lehre zur Entsorgungs- und Recyclingfachkraft absolviert. In Salzburg gibt es momentan laut Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Salzburg keine weiteren solchen Lehrlinge.

"Wahrscheinlich kennen den Lehrberuf noch zu wenige", so Struber, die ihre Lehre nach der Matura gemacht hat. In ihrem Lehrbetrieb, dem elterlichen Familienbetrieb Entsorgung Struber in Kuchl, würde man eine Lehrstelle schaffen, sagt Firmenchef Johann Struber. "Viele Betriebe sind klein und schaffen die Rahmenbedingungen für Lehrstellen vielleicht nicht so ohne Weiteres." In seinem Betrieb mit rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht das leichter. Struber lädt junge Interessierte ein, sich zu bewerben: "Wir würden gerne weitere Fachkräfte in dem Beruf ausbilden. Das ist ein Beruf mit Zukunft." Auch Tochter Elisabeth sieht das so. "Entsorgung und Recycling werden immer wichtiger", meint sie.

Alles wird bearbeitet

Bei ihrer Arbeit stehen vielfältige Aufgaben an. Neben der Disposition der Müll-Lkw ist Struber auch auf dem Gelände der Entsorgungsfirma tätig, macht Kontrollgänge und gibt die nötigen Meldungen an den Recyclingverband ARA bekannt. Nachdem sie kurz in der Sortieranlage vorbeigeschaut hat, wo rund ein Dutzend Männer und Frauen händisch Plastikflaschen und -folien vom Förderband aussortieren, zeigt sie auf die Ergebnisse dieser Arbeit: Meterhoch gestapelte, je rund einen Kubikmeter große Plastikballen. Wie Legosteine sehen die drahtumwundenen Pakete aus. "Wenn 50 Ballen fertig dastehen, melden wir es der ARA. Die holt sie dann ab und macht neue Plastikprodukte daraus", erklärt die Recyclingfachkraft, als sie einen Lkw-Fahrer grüßt. Der lässt seinen Lkw gerade mit Kartonballen beladen. Ein Baggerfahrer bringt mit jeder Fuhr drei Ballen, bis 47 Stück gezählt und somit der Lkw voll ist. "Kraftfahrer und Maschinisten suchen wir immer wieder und oft auch Bedienpersonal", sagt Struber.

Abfallberater benötigt

Wie sie ihren Abfall entsorgen, damit müssen sich nicht nur Privatpersonen, sondern insbesondere größere Betriebe auseinandersetzen. Wie das Abfallwirtschaftsgesetz vorsieht, müssen jene mit mehr als 100 Beschäftigten einen Abfallbeauftragten namhaft machen. Die speziellen Kenntnisse und Fertigkeiten, die Abfallbeauftragte aufweisen müssen, wurden kürzlich auch Teil der Lehrausbildung für Entsorgungs- und Recyclingfachfrauen und -männer. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) sieht den Weg für mehr Lehrstellen geebnet: "Damit wird diese Lehrausbildung deutlich aufgewertet. Außerdem wurde der Lehrberuf an die Unternehmensstruktur angepasst, sodass jetzt auch kleinere Unternehmen Lehrlinge ausbilden können", so VOEB-Geschäftsführerin Daisy Kroker.

Was eine Entsorgungsfachfrau in puncto Abfallberaterin macht, bringt Elisabeth Struber so auf den Punkt: "Egal ob ich private Kunden am Telefon habe oder gewerbliche wie etwa Baufirmen - bei mir bekommen sie alle Antworten, wie sie ihre Abfälle richtig trennen und entsorgen."

Lehrberuf Entsorgungs- und Recyclingfachfrau/-mann

Der Lehrberuf Entsorgungs- und Recyclingfachmann/-frau wurde kürzlich überarbeitet und aufgewertet, indem unter anderem auch die Ausbildung zum Abfallberater inkludiert wurde.

Die (derzeit noch raren) ausgebildeten Fachkräfte sorgen für zweierlei: Dafür, dass Abfall ordentlich gesammelt, behandelt, entsorgt und nicht zur Gefahr für die Umwelt wird. Und auch dafür, wertvolle Rohstoffe aus dem Abfall durch Recycling wieder in den Wirtschaftskreislauf zu bringen. Zu diesen Rohstoffen zählen Plastik und Papier genauso wie Metalle, Glas oder pflanzliche Abfälle. Entsorgungs- und Recyclingfachkräfte erwerben genaue Kenntnisse darüber, wie beispielsweise mit Altöl, Elektroschrott oder giftigen Produktionsabfällen umzugehen ist und was die entsprechenden Gesetze hinsichtlich Annahme, Verarbeitung und Lagerung dieser Abfälle vorsehen.

Weiters beraten sie Privatpersonen und Betriebe, wie sie Abfälle vermeiden, trennen und entsorgen können, und stellen dafür Kostenberechnungen auf. Sie nehmen Abfälle in Betrieben an, beurteilen sie und prüfen die Begleitdokumente. Auch analysieren sie Abfallproben und beurteilen die Gefährlichkeit von Altstoffen, bedienen und überwachen Sortier- und Beförderungsanlagen. Zu ihren weiteren Aufgaben zählt das Weiterentwickeln von betrieblichen Standards.

Die gesamte Beilage "Karriere - Zukunft - Lehre 2021" können Sie hier nachlesen:


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