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Die Sommer-Challenge: Kinderbetreuung in den Ferien

Wohin mit den Kindern? Die Ferien sind lang, der Beruf herausfordernd. Zwei Unternehmerinnen helfen Eltern, Arbeit und Familie zu vereinbaren.

Die Kinder mit ins Büro nehmen ist für viele keine ernst zu nehmende Option. Die Kinderbetreuung auch in den Ferien zu regeln erfordert gutes Zeitmanagement und vorausschauende Planung.
Die Kinder mit ins Büro nehmen ist für viele keine ernst zu nehmende Option. Die Kinderbetreuung auch in den Ferien zu regeln erfordert gutes Zeitmanagement und vorausschauende Planung.
Die beiden Mompreneurs Lisi Molzbichler und Ruth Gabler-Schachermayr sind überzeugt, dass Familie und Beruf vereinbar sind.
Die beiden Mompreneurs Lisi Molzbichler und Ruth Gabler-Schachermayr sind überzeugt, dass Familie und Beruf vereinbar sind.

"Als Unternehmerin habe ich meinen Sohn überall mit dabei: bei beruflichen Terminen, bei Vorstandsmeetings der Jungen Wirtschaft, bei Abendveranstaltungen", zählt Ruth Gabler-Schachermayr auf. Sogar eine internationale Konferenz in Estland, die sechs Wochen nach der Geburt stattfand, besuchte die Wienerin mit ihrem Sohn. "Ich hab ihn immer gestillt." Ihr Mann sei als Babysitter dabei gewesen. Die 39-Jährige hat sich zwei Träume erfüllt: die Selbstständigkeit und den Kinderwunsch.

Zusammen mit Lisi Molzbichler, einer gebürtigen Salzburgerin, hat sie im Jänner in Wien die digitale Plattform BalanceUP gegründet, die Eltern hilft, Familie und Beruf miteinander zu vereinen. Diese Vereinbarkeit ist besonders im Sommer eine Herausforderung. "Neun Wochen Sommerferien mit fünf Wochen Jahresurlaub zu meistern, ist sehr schwierig", sagt Lisi Molzbichler.

Tipps für die Kinderbetreuung in den Ferien

Die beiden Frauen haben deshalb Tipps für berufstätige Eltern erarbeitet. Zeitmanagement und Netzwerken sind bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf essenziell. - Diese beiden Themen stehen bei BalanceUp im Fokus. Unterstützung zur Seite zu haben sei vor allem in den Ferien wichtig. Da aber nicht jeder Großeltern zum Aufpassen hat, empfehlen die beiden sogenannte Buddy-Ferien. Die Kinder werden von Freunden für eine Woche übernommen und umgekehrt. "Die Kinder freuen sich, wenn sie Spielkameraden haben, und die Eltern haben Zeit", sagt Molzbichler. Außerdem handle es sich um eine kostengünstige Variante. Ein weiterer Tipp der beiden Mompreneurs - Unternehmerinnen, die es schaffen, Familie und Beruf miteinander in Einklang zu bringen - ist es, die Kinder von Großeltern oder Nachbarn betreuen zu lassen. "Wir sind als Kinder oft zu unserer Tante gebracht worden und haben mit unseren Kusinen gespielt, dann sind die Kusinen zu uns gekommen", erzählt Molzbichler. Als weiteren Tipp schlagen die beiden Frauen Feriencamps und Schulhorte vor. "Hier haben die Kinder Spaß, können sich sportlich betätigen und zum Beispiel Rätselmeister werden." Kombiniert man dieses Konzept, kann man die Sommerferien so beispielsweise mit drei Wochen Sommerbetreuung, einer Woche Sommercamp, eine Woche je Großeltern und drei Wochen gemeinsamem Urlaub managen.

Ralf Lafer macht es so. Der 36-Jährige hat zwei Kinder im Alter von fünf und neun Jahren. Die Kinder verbringen die ersten drei Wochen in einem Sommercamp, das von der Gemeinde organisiert wird, die restliche Zeit wird mit Urlaub und Betreuung durch die Großeltern gefüllt. Ralf Lafer arbeitet in Vollzeit, seine Frau 16 Stunden pro Woche. "Das hat finanzielle Gründe, ich verdiene deutlich mehr als meine Frau", sagt Lafer, der Betriebsleiter bei der Firma Asfinag ist. Er schätzt, dass seine Frau 75 Prozent der Betreuung übernimmt.

Arbeit & Familie: Weg vom Perfektionismus!

Aus den Gesprächen mit Eltern kristallisierte sich vor allem eines: "Wir müssen weg vom Perfektionismus." Mit Kindern könne nicht immer alles zu hundert Prozent erfüllt werden. Es dürfe auch mal schnell gehen, das Essen müsse keine Haubenküche sein, Sachen dürfen liegen bleiben. Weil Ruth Gabler-Schachermayr in Vollzeit arbeitet und ihr Mann überwiegend für die Betreuung zuständig ist, könne sie nicht bestimmen, wie ihr eineinhalbjähriger Sohn angezogen werde. "Ich drücke dann ein Auge zu und denke mir, oh Gott, da muss man einfach abgeben und das akzeptieren."

Gleichberechtigung bei der Kinderbetreuungszeit?

Väter leisten nach wie vor weniger Betreuungsarbeit als Mütter. "Wir haben in der Pandemie gesehen, wie sehr die Mütter darunter gelitten haben, dass die Kinder im Homeoffice waren", sagt Lisi Molzbichler. In nordischen Ländern sei man, was die Gleichberechtigung angeht, Meilen voraus. Das liege auch daran, dass das Fremdbetreuungsangebot wesentlich besser ausgebaut sei. "Wenn ich Monate brauche, um für meinen einjährigen Sohn einen Kindergartenplatz zu finden, dann muss die Politik was tun", so Ruth Gabler-Schachermayr. Gelebte Vereinbarkeit könne es nur durch einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz geben.

Der Sommer bietet sich an, um die berufliche sowie die private Lebenssituation zu überdenken. Die beiden Mompreneurs schlagen vor aufzulisten, wer welchen Beitrag im Haushalt und bei der Erziehung leiste. "Es ist wichtig, dass die Kommunikation funktioniert, Mama und Papa haben schließlich die gleiche Verantwortung."

In ihren E-Learning-Modulen präsentieren Lisi Molzbichler und Ruth Gabler-Schachermayr sogenannte Rolemodels. Es gibt zum Beispiel das Rolemodel Verena, die während der Gründung ihres Unternehmens in Karenzzeit ist, oder Konstanze, die Mutter und sowohl angestellt als auch selbstständig ist. Die Erschaffung dieser fiktiven Personen ist ein Markenzeichen von BalanceUP, um gezielter auf die unterschiedlichen Lebenssituationen und Bedürfnisse der Eltern eingehen zu können.