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Die Macht der Rede in der Arbeitswelt

Redekunst als Erfolgsfaktor in der Arbeitswelt? Rhetorik-Typen: Nicht nur "Entscheider" bedienen sich ihrer sprachlichen Fähigkeiten.

Gut gesprochen ist halb gewonnen.
Gut gesprochen ist halb gewonnen.

Bewerbungsgespräch, firmeninterne Präsentation, Meeting mit Kollegen: Im Berufsleben bleibt es meist nicht aus, dass man sich vor Menschen präsentieren und diese von sich überzeugen muss. Oder aber auch, dass man das eine oder andere Mal vor Publikum zu Wort gebeten wird.

Üben, üben, üben

Sprechen vor Zuschauern ist nicht jedermanns Sache - dennoch handelt es sich dabei um etwas, das erlernbar ist: "Üben", lautet die Devise von Thomas Klock. "Was unterscheidet die meisten Menschen von echten Profis im Kommunikationszirkus? Die professionelle Vorbereitung. Inklusive professionellen Übens", ist der Sprechtrainer überzeugt.

Drei Rhetorik-Typen

Doch nicht nur der eigene Umgang mit Worten ist wichtig, wenn man die Leiter des beruflichen Erfolgs erklimmen möchte. Nicht unwesentlich ist, auch sein Gegenüber "entschlüsseln" zu können. Davon spricht zumindest Rhetor Jürgen Rixgens: "Einerseits nutzen versierte Entscheider ihre sprachlichen Fähigkeiten zur Manipulation. Andererseits sind Empfänger weiterhin viel zu selten in der Lage, die Tricks zu enttarnen." Der Kommunikationstrainer hat sich etwas näher mit der Thematik auseinandergesetzt und drei Rhetorik-Typen skizziert, denen man (nicht nur) im Arbeitsleben immer wieder über den Weg läuft.

Der Rattenfänger
Einer davon ist "Der Rattenfänger". Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, greift diese Art von Rhetoriker quasi darauf zurück, eine Melodie zu pfeifen, der alle folgen sollen. Im Fokus steht, Ängste zu befeuern: "Dazu setzt er auf eine einfache Sprache, Bagatellisierung, einprägsame Beispiele und Wiederholungen", erklärt Rixgens. Der Rattenfänger bezieht klar Stellung, ein Dialog ist nicht gewünscht. "Er redet, während andere zuhören." Schrittweise werden so auch Tabus gebrochen und der Wertekompass verschoben.

Der Digitale
Das Publikum des "Digitalen" ist die ganze Welt. Seine Meinung wird im World Wide Web verbreitet. Soziale Medien nehmen eine Art Katalysatorfunktion ein. Rhetorisch wird auf Vereinfachung, Kontroverse und Provokation gesetzt.

Das Chamäleon
Durch Anpassungsfähigkeit zeichnet sich das "Chamäleon" aus. Was macht diesen Rhetorik-Typen aus? "Er ist lange zurückhaltend, beobachtet die Situation, um dann in Erscheinung zu treten", erläutert Rixgens. Das Chamäleon nutzt Mehrheiten und profitiert von der Tendenz der sozialen Erwünschtheit. Für die Jobwelt nicht sehr förderlich: "Geradlinigkeit und Integrität haben geringen Stellenwert. Anpassungsfähigkeit gilt heute als Soft Skill - und wird entsprechend erwartet und gar positiv goutiert."