Jahrelang hat sich Verena Präauer in der Gastronomie verwirklicht, und zwar sehr gerne, wie sie betont. "Nach dem Abschluss der Modeschule konnte ich da nicht wirklich Fuß fassen, war im Verkauf und habe festgestellt, dass das halt gar nicht meines ist", erzählt sie. So landete sie im Service, hat nebenbei die Hotel- und Gastgewerbeausbildung abgeschlossen und ging auf Saison. "Das kam mir damals für ein paar Jahre sehr entgegen, weil ich dazwischen viel reisen konnte."
Später entschied sie sich für eine Ganzjahresstelle in Berchtesgaden. "Das war eine tolle Erfahrung, bald übernahm ich die Restaurantleitung und habe sehr viel gelernt." Um ihre Fähigkeiten in Personalführung und -motivation zu verbessern, hat sie eine Ausbildung zur Mentaltrainerin angeschlossen. "Da habe ich gesehen, dass mir so etwas viel mehr zusagt und ich mich lieber in diese Richtung weiterentwickeln wollte."
Entgegenkommende Dienstgeber und die Coronapandemie taten ihr Übriges, dass sie sich für eine auf drei Jahre gesplittete Bildungskarenz bis März 2023 entschied. "Ich habe die Arbeit im Restaurant auf drei Tage pro Woche reduziert und die Leitung abgegeben. So kann ich mich einerseits meiner Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin widmen und bin andererseits finanziell halbwegs abgesichert." Vor allem fasste sie den Entschluss, sich anschließend selbstständig zu machen.
"Ich habe die Arbeitszeit reduziert"
Inzwischen hat sie ein Programm für "Retreats" (engl.: Rückzug) entwickelt - so wird eine geplante spirituelle Ruhepause oder ein Rückzug von der gewohnten Umgebung definiert. Ihre Schwester hat in St. Johann i. P. eine gut ausgestattete Chalethütte gebaut, die sie jeweils für vier Tage mietet. "Das ist ein hervorragender Rückzugsort, wundervoll oben am Berg gelegen, mit viel Natur und wenigen Menschen rundherum. Ich lege für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen hier den Fokus auf Batterienaufladen, Herunter- und Zur- Ruhe-Kommen." In Zukunft plant sie auch Ein-Tages-Retreats. Schon jetzt führt sie im Praxisteil der Ausbildung Beratungen durch.
Geld allein ist nicht alles - Freizeit und Selbstverwirklichung zählt für die Jüngeren
Gehalt ist nicht mehr allein das Kriterium, einen Job anzunehmenDie 30-jährige Salzburgerin ist mit ihren Plänen ein typisches Beispiel für eine ganze Generation von jungen, gut ausgebildeten Leuten, wie diese heute ihre Berufskarriere anlegt. Gehalt zählt zwar, ist aber nicht mehr allein das ausschlaggebende Kriterium, um sich für eine ausgeschriebene Stelle zu entscheiden. Das bestätigt AMS-Vorstand Johannes Kopf, der für 2022 ein kräftiges Wirtschaftswachstum von etwa fünf Prozent erwartet: "Der Arbeitsmarkt hat sich von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt." Rosige Aussichten für Dienstnehmer also? "Zumindest für die gut Qualifizierten, 2022 wird das Jahr der Arbeitnehmer", prognostiziert er.