SN.AT / Leben / Karriere

Community Arts - Kunst, die zusammenbringt

Singen, tanzen, schauspielen, musizieren. Mirjam Leitner will mit ihren Community-Arts-Projekten für mehr Inklusion und Gemeinschaft sorgen.

Mirjam Leitner bringt mit vielfältigen Künsten und Kreativität die Menschen zusammen.
Mirjam Leitner bringt mit vielfältigen Künsten und Kreativität die Menschen zusammen.

Ein junger Mann mit Downsyndrom, eine Studierende mit Sozialphobie und ein 83-Jähriger, der nach Anschluss sucht: Menschen, die es in der Gesellschaft nicht immer einfach haben, sich zu integrieren, begrüßt Mirjam Leitner herzlich in ihren Projekten. Community Arts nennt sie die vielfältigen kreativen Gruppen, die sie leitet, darunter sind ein Chor, eine Musik- und Tanztheatergruppe und eine Band. Das Motto ist bei allen dasselbe: Jede und jeder darf kostenlos mitmachen. Während Community Arts in Ländern wie England, Kanada und Australien bereits fest im Programm vieler Gemeinden verankert ist, nimmt Leitner mit ihren Projekten in Österreich derzeit noch eine Pionierrolle ein.

Mein Weg: Mirjam Leitner

Geboren in Salzburg und aufgewachsen in Großgmain, absolviert Leitner zunächst die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin an der BAKIP. Mit 16 verbringt sie ein Jahr in Dänemark und begeistert sich dort für das alternative inklusive Schulkonzept. Nach der Matura reist Leitner nach Süd- und Mittelamerika und engagiert sich bei Projekten im Bereich des Umweltschutzes und des sozialen Miteinanders. In Heidelberg, in Eichstätt wie auch im Orff-Institut am Salzburger Mozarteum lässt sie sich nach und nach zur Theater-, Musik- und Tanzpädagogin ausbilden.

Ihr Know-how nutzte die heute 30-Jährige, um sich in Salzburg selbstständig zu machen. Bei ihrer Community-Band können Menschen jeden Alters vorbeikommen, um gemeinsam zu musizieren. Die Altersspanne reiche von 21 bis 83, berichtet die Pädagogin. "Es geht nicht darum, ein bestimmtes Instrument perfekt zu beherrschen, sondern um die gemeinsame Freude an der Musik." Dafür bringe Leitner selbst eine ganze Reihe an Instrumenten mit, zusammen komponiere die Band mit der Zeit eigene Songs. Ein anderes Projekt der Pädagogin ist der Apropos-Chor, der sich den Verkäufern wie auch den Lesern der Salzburger Straßenzeitung "Apropos" widmet. Auch die Musik- und Tanztheaterinitiative Grüntöne-Ensemble soll einen Begegnungsraum für Menschen schaffen, unabhängig von Alter, Herkunft und Lebenshintergrund. "Bei diesem Projekt sind wir ein achtköpfiges Team, das ein Stück schreibt, das auf die Fähigkeiten der Teilnehmenden genau zugeschnitten ist", berichtet Leitner. "In drei bis vier Tagen entsteht so ein eigenes Stück, das wir dann vor Publikum aufführen."

„„Durch das kreative Tun entsteht eine vielfältige Gemeinschaft.““
Mirjam Leitner, Community Artist

Der inklusive Gedanke steht bei allen Projekten im Vordergrund

"Es geht nicht darum, eine Nische zu bedienen, sondern einen Raum zu schaffen, bei dem wirklich alle teilnehmen können. Wir zeigen, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist, und wir nehmen auf die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Einschränkungen unserer Teilnehmenden Rücksicht", erklärt Leitner. Community Arts sei ein Werkzeug, um sozialen Wandel herbeizuführen, das in verschiedenen Ländern bereits erfolgreich zu Inklusionszwecken eingesetzt werde.

Finanzierung der Community Arts-Projekte ist nicht leicht

Die Finanzierung für ihre Projekte, die Leitner bewusst kostenlos anbietet (einzig beim Grüntöne-Ensemble ist ein Beitrag für die Verpflegung zu entrichten), sei besonders zu Beginn nicht leicht gewesen, berichtet Leitner. "Sowohl der künstlerische als auch der soziale Bereich sind ja nicht gerade dafür bekannt, sehr lukrativ zu sein, und ich habe mir Sorgen gemacht, ob ich damit meinen Lebensunterhalt überhaupt bestreiten kann." Mit Förderungen von Stadt und Land Salzburg sowie von der Heinrich-Böll-Stiftung gelingt das Unterfangen jedoch. 2019 erhielt Leitner für ihre Projekte den Hubert-von-Goisern-Kulturpreis, das Preisgeld unterstützt die kreative Pädagogin zusätzlich. Neben den genannten Projekten arbeitet Leitner auch mit Kindern und Jugendlichen zusammen und hat viele neue Ideen für die Zukunft. Doch hinter jedem Projekt steckt ein hohes Maß an Aufwand. "Konzept, Organisation, Finanzierung: Ich verbringe viel Zeit am Schreibtisch", berichtet Leitner. "Zum Glück habe ich dafür nun bereits einiges an Erfahrungen sammeln dürfen." Immer wieder stand Corona den Projekten in den vergangenen zwei Jahren im Weg. Doch sobald die Ansteckungsgefahr gebannt sei, seien Projekte im Sinne der Community Arts eine große Hilfe, betont Leitner. "Es ist ein wunderbarer Weg, wieder zusammenzuwachsen und sich wieder als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen."

Ziel: Community-Arts-Center in Salzburg

Mit März 2021 hat sich für Leitner eine berufliche Neuerung ergeben: Zusätzlich zu ihren selbstständigen Projekten lehrt sie nun als Senior Lecturer am Salzburger Orff-Institut, bei dem sie einst selbst einen Teil ihrer Ausbildung genossen hat. Parallel hat Leitner ein großes Ziel vor Augen: Eines Tages möchte sie ein eigenes Community-Arts-Center in Salzburg gründen, bei dem Menschen gemeinsam Kreatives schaffen.