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Candidate Journey - Die Reise zum Job

Die Candidate Journey geht von der Stellenanzeige bis zum Arbeitsalltag. Diese Reise beschäftigt jedoch nicht nur die Bewerber sondern auch Firmen.

Für die Candidate Journey braucht man wie auf einer „richtigen“ Riese Orientierung.
Für die Candidate Journey braucht man wie auf einer „richtigen“ Riese Orientierung.
Robert Stary, Bereichsleiter bei der Trenkwalder Personaldienste GmbH.
Robert Stary, Bereichsleiter bei der Trenkwalder Personaldienste GmbH.

An jedem Punkt dieser Reise sammelt ein Jobsuchender Eindrücke und Erkenntnisse, die sich zu einem Gesamtbild verdichten. Einen Mangel an Bewerberorientierung können sich Unternehmen heutzutage nicht mehr leisten. Denn die Candidate Journey hinterlässt Spuren: in den Köpfen der Bewerber und im Netz.
Wie können Firmen diese Reise verbessern und was erwarten sich die Bewerber, sozusagen die "Reisenden", heutzutage? Robert Stary, Bereichsleiter Österreich-Mitte der Firma Trenkwalder Personaldienste GmbH, hat die einzelnen Stationen der Candidate Journey unter die Lupe genommen.

Wie jede andere Reise auch beginnt die Candidate Journey damit, dass eine Wunschdestination festgelegt wird und Informationen über diese eingeholt werden. Wie startet man die Jobrecherche? Robert Stary: Die Suche nach dem richtigen Unternehmen und der passenden Position erfolgt über Suchmaschinen, Karrierewebseiten, Stellenportale oder Social-Media-Plattformen. Bewerber möchten rasch und übersichtlich an Informationen über das Unternehmen, dessen Produkte, Werte, Benefits und den typischen Arbeitsalltag im Betrieb gelangen. Unternehmen sollten darauf achten, sich bestmöglich gegenüber potenziellen Arbeitnehmern zu präsentieren. Jobmessen sind eine gute Möglichkeit, mit Kandidaten in Kontakt zu treten, aber auch branchenbezogene Messen können Chancen bieten. Stellenausschreibungen sollten über entsprechende Portale und Suchmaschinen gut auffindbar sein. Wichtig sind verständliche Jobtitel und eine eindeutige Formulierung der Anforderungen. Die "Eier legende Wollmilchsau" ist zwar ein überstrapazierter Begriff, aber genau diese suchen viele Firmen und finden sie natürlich nicht. Die Anforderungen sollten realistisch und klar definiert sein. Nicht nur die klassischen Soft Skills wie Belastbarkeit und Teamfähigkeit gehören in die Stellenausschreibung, sondern auch die Hard Skills. Davon sollten aber nie mehr als drei angeführt werden, das schreckt Bewerber eher ab. Unternehmen punkten bei den Kandidaten außerdem mit einer gut aufgebauten Firmenwebseite, die Infos zur Firmenphilosophie und zu den Unternehmenswerten liefert. Je besser sich ein Arbeitgeber in Wort, Bild und Ton vorstellt, umso größer ist die Chance, dass der Bewerber auf Argumente stößt, die ihn anbeißen lassen.

Die Unternehmensinhalte bzw. die ausgeschriebene Stelle haben den Jobsuchenden angesprochen. Wie soll man seine Bewerbung abschicken? Unsere Statistiken zeigen, dass 80 Prozent der Bewerber mobile Geräte für die Jobsuche verwenden. Nur 30 Prozent schicken die Bewerbung dann aber auch von einem Mobilgerät aus ab. Die Leute nehmen sich also offenbar sehr wohl die Zeit, sich daheim hinzusetzen und ihre Bewerbung in Ruhe zu verschicken. Und genau das würde ich auch empfehlen. Denn ein Bewerbungsschreiben sollte stellenspezifisch formuliert und nicht als "Massenbewerbung" erkennbar sein. Die meisten Bewerbungen werden per E-Mail verschickt. Online-Formulare bieten nur dann einen Mehrwert, wenn sie schnell und einfach funktionieren, sonst verliert man die Kandidaten. Es sollte die Möglichkeit bestehen, eine Datei anzuhängen. Egal ob per E-Mail oder Formular: Eine Eingangsbestätigung ist wichtig - eventuell schon mit dem Hinweis darauf, dass es ein paar Tage dauern kann, bis es zu einer Rückmeldung kommt. Diese sollte dann innerhalb von drei Tagen tatsächlich erfolgen. Die Arbeitgeber müssen sich klar darüber sein, dass sämtliche Korrespondenz mit den Bewerbern eine Visitenkarte des Unternehmens darstellt.

Das Bewerbungsgespräch stellt die zentrale Reiseetappe dar, denn Kandidat und Unternehmensvertreter begegnen sich nun zum ersten Mal persönlich und bilden sich Urteile übereinander. Seitens des Unternehmens sollte vorab für Klarheit in der Kommunikation gesorgt werden: Handelt es sich um ein Erstgespräch, wird es weitere Auswahlverfahren geben? Ist die Stelle eine Nachbesetzung oder Karenzvertretung? Ein gut geplantes Vorstellungsgespräch mit einem ausgewogenen Fragenmix sorgt für einen wertschätzenden Austausch zwischen dem Personaler und dem Bewerber. Machen Kandidaten bei ihrem Bewerbungsgespräch schlechte Erfahrungen, besteht das Risiko, dass sie diese weiterkommunizieren. Negative Arbeitgeberbewertungen können die Folge sein.

Bewerber wollen schnell Klarheit. Nach dem Bewerbungsgespräch ist es entscheidend, dass die mit dem Kandidaten kommunizierten Informationen und getroffenen Vereinbarungen auch eingehalten werden. Eine zeitnahe Rückmeldung an wartende Kandidaten ist ein wichtiger Faktor. Das Unternehmen minimiert so das Risiko, dass Bewerber zwischenzeitlich abspringen. Außerdem signalisiert es dadurch Wertschätzung und Kompetenz. Nach maximal sieben Tagen sollte sich die Firma wieder beim Bewerber melden. Kommt es nicht zum Arbeitsvertrag, muss die Absage wertschätzend formuliert werden. Achtung: Die Firma darf dem Bewerber nicht einfach freiheraus mitteilen, dass er in einen Talentpool aufgenommen wird bzw. seine Unterlagen für weitere Stellen in Evidenz gehalten werden, denn das darf aufgrund der Datenschutzverordnung nur mit vorheriger Einwilligung geschehen.

Falls es geklappt hat: Die Candidate Journey geht über die Vertragsunterzeichnung hinaus. Ein strukturiertes Onboarding unterstützt die Einarbeitung neuer Mitarbeiter und kann sich positiv auf die Mitarbeiterbindung auswirken. Der erste Arbeitstag ist entscheidend. Es warten viele Eindrücke auf den neuen Mitarbeiter. Seitens des Unternehmens sollte genug Zeit für den Neuankömmling eingeplant werden. Im besten Fall wurden die Papiere vorab schon geschickt oder liegen zur Unterschrift bereit. Der Arbeitsplatz und Utensilien wie zum Beispiel Visitenkarten sollten vorbereitet sein. Am ersten Tag kann der engere Kollegenkreis vorgestellt werden, man sollte aber vom Neuankömmling nicht erwarten, dass er sich auf Anhieb alle Namen und Gesichter merken kann.
Sehr gut funktioniert hier auch das sogenannte Buddy-System: Der neue Kollege bekommt einen Buddy, also eine erfahrene Kollegin oder einen erfahrenen Kollegen, zur Seite gestellt, die/der das neue Teammitglied beim Start begleitet. Fühlt sich der Arbeitnehmer von Anfang an im Unternehmen wohl, verringert sich das Risiko der Frühfluktuation.