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Begeisterung für altes Handwerk

Orgelbauer und Buchbinder sind zwei seltene, traditionsreiche Berufe, für die sich dennoch junge Menschen interessieren.

Sorgt für einen guten Ton: Orgelbauer Friedrich Caspar beim Reinigen einer Orgelpfeife.
Sorgt für einen guten Ton: Orgelbauer Friedrich Caspar beim Reinigen einer Orgelpfeife.

Ein Orgelbauer braucht einen langen Atem, bis er das Ergebnis seines Wirkens sieht. Die Restaurierung oder Wartung einer Orgel kann mehrere Monate in Anspruch nehmen, der Neubau eines Instruments gar Jahre dauern. "Die Montagezeit ist spannend", erklärt Friedrich Caspar. "Die Orgel wird zusammengebaut und an die Eigenheit des Raums, in dem sie steht, angepasst. Dann erntet man die Früchte seiner Arbeit."

Es kommt nicht oft vor, dass neue Orgeln gebaut werden, deshalb war der Neubau eines Instruments für die evangelische Kirche in Rosenau bei Seewalchen für Caspar etwas Besonderes während seiner Lehre. Er habe jeden Schritt miterlebt und selbst viel mitgestaltet, erzählt er. Seine dreieinhalbjährige Lehre hat Caspar vor wenigen Wochen mit der Lehrabschlussprüfung erfolgreich abgeschlossen.

Beruf Orgelbauer: vielfältig und spannend

Der 22-Jährige beschreibt seinen Beruf als sehr vielseitig, mit einer großen technischen Bandbreite. "Man muss genau arbeiten und fit im Kopf sein, um Zusammenhänge zu erkennen." Mit seinen Händen bearbeitet er Holz, Metall, Leder und Filz. Eine gewisse Musikalität ist von Vorteil, das Stimmen der Orgel - das Hören und Beseitigen von Schwingungen - sei jedoch eine technische Sache, die man lerne, erklärt Caspar.

Er selbst hatte bis vor seiner Lehre mit Orgeln nichts am Hut. Er spielte nur sporadisch Klavier. Nach seiner Matura wollte der Salzburger statt eines Studiums lieber etwas Praktisches machen.

Bei seinem Onkel Roland Hitsch, dem einzigen Orgelbauer im Bundesland, machte er schließlich ein Praktikum, das er so spannend fand, dass schließlich aus seinem Onkel sein Chef wurde.

"Man muss genau arbeiten und fit im Kopf sein." Friedrich Caspar, Orgelbauer

Spannend ist zum Beispiel das Restaurieren einer alten Orgel, wie aktuell einem Instrument aus Adnet. Der bekannte Orgelbauer Albert Mauracher fertigte es 1891 in seiner Werkstatt in Salzburg-Mülln an. "Bei alten Instrumenten sieht man, was sich der Orgelbauer damals gedacht hat", erklärt Caspar. Beeindruckt ist er auch davon, dass etwa das Leder, das in der Orgel verbaut ist, nach mehr als 130 Jahren nicht spröde ist. Das spreche von der Qualität des verwendeten Materials. "Die Nachhaltigkeit des Berufs ist eine tolle Sache", stellt Caspar daher fest. Eine Orgel solle mindestens 100 Jahre halten.

Damit das der Fall ist, sollte sie jährlich zum Service. Dazu gehört auch das Reinigen der Pfeifen, wofür es Bürsten gibt, die aussehen wie überlange Flaschenbürsten. Metallpfeifen stellt die Firma Orgelbau Hitsch nicht her - dafür gibt es Pfeifenmacher -, Holzpfeifen hingegen schon.

Durch verschiedene Kniffe weiß Caspar, wie er den Klangcharakter der Pfeifen beeinflussen kann. Letztlich ist jede Orgel ein Unikat.

Mit Einzelstücken hat es Lukas Tomic in seiner Lehre nicht zu tun, vielmehr mit Druckerzeugnissen in zigfacher Ausführung. Der 18-Jährige erlernt wie Friedrich Caspar einen traditionsreichen, selten ausgeübten Beruf: Er wird innerhalb von 3,5 Jahren Buchbinder bei Samson Druck in St. Margarethen. Allerdings wurde dieser Beruf an die technologische Entwicklung aufgrund von Digitalisierung und Automatisierung angepasst.

Lehrberufe Buchbinder und Drucker

Folglich wird Tomic Buchbinder mit Schwerpunkt Postpresstechnologie. Er veredelt Druckerzeugnisse, also Bücher, Prospekte, Magazine, Mailings, Kataloge und Faltkarten. Zu den Kunden von Samson Druck gehören unter anderem große österreichische Konzerne, mittelständische Unternehmen, Werbeagenturen, Verlage, Tourismusbetriebe sowie Firmen aus der Auto- und Kosmetikbranche. Ursprünglich wollte Tomic nach seinem Hauptschulabschluss Drucker werden, zumal schon sein Vater bei Samson Druck arbeitet. "Aber nachdem mir die Lehrberufe Drucker und Buchbinder erklärt wurden und ich die Arbeit gesehen habe, habe ich mich für Buchbinder entschieden", erklärt der 18-Jährige. Inzwischen befindet er sich im letzten Lehrjahr.

"Tradition und Modernität des Berufs faszinieren mich." Lukas Tomic, Buchbinder in spe

Zu seinen Aufgaben zählen das Auswählen, Einrichten, Rüsten und Bedienen der Arbeitsabläufe verschiedener Fertigungsmaschinen. Auch muss er Fertigungstechniken in der Druckweiterverarbeitung, wie Perforieren, Kleben, Fälzeln oder Leimen, beherrschen und über kostenoptimierte Versandarten Bescheid wissen. Ferner wartet und pflegt der Lehrling Maschinen. Er sollte zudem einfache Ablaufstörungen erkennen und diese beseitigen können.

Die Arbeit an den verschiedenen Maschinen sowie die einzelnen Arbeitsschritte gefallen Tomic. "Daher ist die Arbeit sehr abwechslungsreich und vielseitig", sagt er. Ihn fasziniert einerseits, wie lange es seinen Beruf schon gibt, und andererseits, wie modern er durch den Einzug neuer Technologien und der Digitalisierung ist.

Die Aussicht auf eine Übernahme besteht für Tomic. "Oberstes Ziel ist aber erst einmal, die Lehre zu schaffen. Dabei unterstützen mich alle sehr, was mich freut."