Das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung (ÖZBF) hat seinen Sitz seit 2019 an der Pädagogischen Hochschule (PH) Salzburg Stefan Zweig. Ziel ist die verstärkte Begabungs- und Begabtenförderung von Schülerinnen und Schülern durch geschultere Lehrerinnen und Lehrer, die als Multiplikatoren wirken. Zwei Lehrgänge sind dazu kürzlich erfolgreich gestartet.

Das ÖZBF ist eines von drei bundesweiten Zentren für die Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer an der PH Salzburg. Seine Aufgabe: "Qualitätssicherung rund um die Begabtenförderung und -forschung im österreichischen Bildungssystem", sagt Claudia Resch, die das Zentrum gemeinsam mit Silke Rogl leitet. "Es geht darum, Initiativen zu starten, zu bündeln und Netzwerke zu schaffen - an den PHs und in allen Bundesländern, zum Austausch, zur Beantwortung von Fragen und zur Unterstützung der Bildungsdirektionen."

Darüber hinaus will das ÖZBF online eine Infoplattform für Lehrende und Eltern bieten. Eine wesentliche Aufgabe sei auch die Beratung und Begleitung der Bildungsdirektionen, sagt Resch. "Im Auftrag des Bildungsministeriums sind diese derzeit bei der Konzepterstellung zur Steuerung der Begabungs- und Begabtenförderung, damit diese überall an den Schulen ankommt. Sie soll nicht mehr vom Engagement einzelner Personen abhängig sein. Dafür braucht es einen Gesamtblick, da hat sich in den Bildungsdirektionen einiges getan. Jetzt geht es um die Frage: Was bringt etwas, strukturell?"
Frage der Bildungsgerechtigkeit
Für Claudia Resch ist Begabungs- und Begabtenförderung dabei auch eine Frage der Bildungsgerechtigkeit: "Sie ist nicht nur gerecht, weil alle Kinder das Recht auf Förderung haben. Sie führt auch zu mehr Gerechtigkeit. Erst wenn systematisch in allen Bildungsinstitutionen - Kindergarten, Schule, Hochschule, aber auch Familie, Gemeinde und Arbeitsplatz - gefördert wird, ist die Entwicklung von Begabungen nicht mehr vorwiegend vom sozioökonomischen Status abhängig. Dann eröffnen sich Chancen auch für jene Gruppen, deren Begabungen oft übersehen werden." Das Potenzial für Spitzenleistungen sei jedenfalls gegeben. "Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge haben rund 15 bis 20 Prozent eines jeden Jahrgangs das Potenzial zu hohen Leistungen - wenn die Förderbedingungen passen. In Österreich entspricht das rund 200.000 Schülerinnen und Schülern."

In der Förderung begabter Kinder und Jugendlicher habe in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel stattgefunden, betont auch Silke Rogl: Ein Weg vom früher üblichen Durchtesten hin zur Breitenförderung im Regelunterricht, das heißt, "die Lehrpersonen fördern und unterstützen aufgrund der eigenen pädagogischen Einschätzung. Slogans wie ,Erst testen, dann fördern' sind überholt. In der Regel ist der pädagogisch-diagnostisch geschulte Blick der Lehrperson mit Methodenkompetenz und wohlwollender unterstützender Haltung absolut adäquat." Ziel sei, ein Lernumfeld zu schaffen, in dem Schülerinnen und Schüler herausgefordert würden und ihr Lernen angeregt werde.
Förderung soll in der Schule beginnen
Mit Begabungs- und Begabtenförderung müsse man also in der Schule beginnen. "Es brächte ja auch nichts, zum Beispiel an der Uni Mozarteum einen Hochbegabtenkurs zu haben, aber vorher für Jüngere keine Musikschulen", sagt Claudia Resch. "Die Spitzenförderung selbst passiert zwar dann oftmals nicht direkt in den Schulen. Aber sie leisten sehr viel wichtige Aufklärungsarbeit. Dazu braucht es Fortbildung. Der Bedarf ist hier stark gestiegen."
Deshalb bietet das ÖZBF spezielle Programme wie den Onlinelehrgang "Begabungs- und Begabtenförderung" und den Masterlehrgang "Schulmanagement und Begabungsförderung" an. Beide sind kürzlich voll ausgelastet gestartet - neue Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für Lehrerinnen und Lehrer in diesem Bereich wieder 2022. "
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