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Arbeiten bis zur Erschöpfung - Überstunden statt Kurzarbeit

Die Mitarbeiter des AMS Salzburg sind stark gefordert. Neues Personal wird dringend benötigt.

"Wir verbinden Mensch und Arbeit", beschreibt Salzburgs Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer die Aufgabe des Arbeitsmarktservice.

Um diese Verbindung zu schaffen, gibt es verschiedene Instrumente: Qualifizierungsmaßnahmen, Wiedereingliederungsbeihilfen, Stellenakquise, das Vorstellen der mehr als 200 Berufe in Österreich in Berufsinformationszentren und das Bestreben, Frauen technische Berufe näherzubringen. Doch der 16. März 2020 hat die Aufgaben des AMS verschoben. Seit dem coronabedingten Lockdown dreht sich vieles um die Folgen der Krise.

In den ersten drei Wochen der Krise schoss die Zahl der Arbeitslosen in Salzburg von 14.000 auf 33.000 in die Höhe. Auch wenn diese Zahl seit Mitte April rückläufig ist, liegt sie immer noch weit über dem Vorjahresniveau. Neben der Auszahlung des Arbeitslosengelds müssen sich die AMS-Mitarbeiter zusätzlich noch mit der Abwicklung des Kurzarbeitergelds befassen. Beantragten in den Jahren 2008/2009 68 Firmen Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter, sind es in der Coronakrise rund 12.000 Betriebe. "Zur Spitzenzeit wurde von 122.000 Personen der Arbeitsplatz durch Kurzarbeit gesichert", informiert Beyer. Trotz des derart gestiegenen Arbeitsvolumens steht dem AMS jedoch nicht mehr Personal zur Verfügung. Im gesamten Bundesland sind es 322 Mitarbeiter.

Bild: SN/ams
Wir benötigen ganz drigend 20 neue Stellen.
Jacqueline Beyer

Mehr als 57.000 E-Mails & 120.000 Anrufe

Damit nicht ein Coronafall im Personal die Auszahlungen lahmlegt, wurde die Hälfte der Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Darüber hinaus wurden die Teilzeitkräfte gefragt, wer dazu bereit wäre, Stunden aufzustocken, und sei es nur für einen Monat. Auch sieben Pensionisten kehrten ins AMS zurück, um ihre ehemaligen Kollegen zu unterstützen. "Ein Zusammenhalt, der seinesgleichen sucht", lobt Beyer. Viele der Sachbearbeiter hätten zur Spitzenzeit der aktuellen Krise die Wochenenden durchgearbeitet oder erst spätabends den Computer ausgeschaltet. "Bei der Auszahlung des Arbeitslosengelds und der Bearbeitung des Kurzarbeitergelds gibt es keine Wartezeiten. Da sind wir stolz drauf", sagt Beyer. Möglich wird das durch das Setzen von Prioritäten. Bei den mehr als 57.000 E-Mails, die das AMS erreichten, konnte eine Antwort hingegen schon mal eine Woche dauern.

Eine "enorme Belastung" erlebt laut Beyer auch das Personal der Serviceline. Mehr als 120.000 Anrufe sind seit dem 16. März eingegangen. "Das Anrufvolumen nimmt nicht ab, weil neue Fragen in der Bevölkerung auftauchen", schildert die Landesgeschäftsführerin. Offen erzählt sie davon, dass das Personal gerade zu Beginn der Krise überfordert war. Allein die Richtlinie für die Kurzarbeit habe sich sieben Mal geändert. Die Folge: "Auskünfte haben am nächsten Tag nicht mehr gestimmt." Auch über den Neustartbonus wollten sich Anrufer schon informieren, obwohl es noch keine Richtlinie dafür gab. Die Serviceline-Mitarbeiter konnten keine Auskünfte erteilen, nur vertrösten. Das Gros der Anrufer, zwei Drittel, hat laut Beyer Verständnis für die Situation gezeigt. "Ein Drittel hat Existenzängste gehabt und ist ausfällig geworden. Das hat die Mitarbeiter in der Serviceline zusätzlich belastet."

Beyer hat in den ersten drei Wochen der Krise täglich mit allen Geschäftsstellen eine Telefonkonferenz abgehalten. Das sei wichtig gewesen, um zu sehen, wo es Überlastungen gab und wo nachjustiert werden musste. Die Telefonkonferenz findet inzwischen wöchentlich statt, "um weiterhin Überlastungen entgegenzuwirken".

Möglicher Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Herbst

Das hohe Arbeitsvolumen geht nicht spurlos an den AMS-Mitarbeitern vorüber. Sie seien erschöpft, manche sogar gesundheitlich angeschlagen, so die Geschäftsführerin. Ihre größte Angst ist ein Burn-out bei ihren Mitarbeitern. Sie achtet darauf, dass sich die Beschäftigten in der Urlaubszeit frei nehmen, um sich zu erholen. Die Situation entspannen würden zusätzliche Stellen. Genau gesagt sind es 20, die das AMS Salzburg nach Auskunft von Beyer "ganz dringend" benötigt. Bewilligen müssen sie das Arbeits- und das Finanzministerium. Eine Entscheidung wurde Anfang Juli verschoben. Erst müsse geschaut werden, wie unterschiedlich die Regionen in Österreich vom Arbeitsaufwand her belastet seien - nach Beyers Aussage sind das am meisten Tirol und Salzburg - und wo der Bedarf an zusätzlichem Personal am größten ist. Ein neuer Sitzungstermin steht noch nicht fest. Die Landesgeschäftsführerin hofft auf den Herbst. Bei dem Termin soll es auch um mögliche Boni für AMS-Mitarbeiter gehen. Auf absehbare Zeit wird deren Arbeitsbelastung nicht nachlassen.